Vision Pro |
06.06.2023 07:24:00
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Apple präsentiert Computer-Brillen - Apple-Aktie gibt nach neuem Kursrekord nach
Auf der Apple-Entwicklermesse WWDC stellte Cook am Montag (Ortszeit) der Öffentlichkeit seine erste Daten-Brille mit dem Namen Vision Pro vor, mit der Apple nicht weniger als eine neue Computer-Plattform etablieren will. Die Vision Pro lässt die User zum einen wie herkömmliche VR-Brillen tief in eine virtuelle Realität eintauchen, ermöglicht gleichzeitig aber immer wieder, auch die analoge Umgebung wahrzunehmen.
Das Headset, das wie eine futuristische Skibrille aussieht, bietet den Anwendern eine dreidimensionale Bedienoberfläche. Mit dieser können sie ihre analoge Umgebung und die virtuelle Realität gleichzeitig sehen oder zwischen beiden Welten wechseln.
Apple nennt die Vision Pro einen tragbaren Umgebungs-Computer. "Wir glauben, dass die Apple Vision Pro ein revolutionäres Produkt ist", sagte Konzernchef Cook. Das Gerät werde die Art und Weise verändern, wie Menschen kommunizieren und zusammenarbeiten, zeigte er sich überzeugt. In den USA soll das Gerät Anfang kommenden Jahres auf den Markt kommen. Ein Datum für den Marktstart außerhalb der USA wurde noch nicht genannt.
Bei der Apple-Brille wird die Umgebung von Kameras auf dem Gehäuse eingefangen und auf Displays vor den Augen der Anwenderin oder des Anwenders wiedergegeben. Nach diesem Prinzip geht auch die Konkurrenz vor. Auf beide Bildschirme verteilt hat die Brille 23 Millionen Pixel
- mehr als die 4K-Auflösung eines Fernsehers für jedes Auge.
Apple sieht eine Einsatzmöglichkeit für die Vision Pro im Beruf, weil man sich viele große virtuelle Displays ins Blickfeld einblenden kann. Die Apple-Brille soll aber auch wie ein mobiles 3D-Kino und für andere Unterhaltungsanwendungen genutzt werden können. So wird der Streamingdienst Disney (Walt Disney)+ von Beginn an auf der Vision Pro verfügbar sein.
Carolina Milanesi, Analystin vom Marktforschungsunternehmen Creative Strategies, sagte in Cupertino, sie glaube nicht, dass das Headset derzeit für den Massenmarkt gedacht sei. Stattdessen richte sich Apple zunächst an Technikbegeisterte sowie an Entwickler, die Anwendungen für die Vision Pro programmieren werden. "Für diese Zielgruppe stellen auch die 3500 US-Dollar, die Apple für die erste Generation haben möchte, kein Problem dar. Sie wollen das Neueste und das Beste. Da spielt das Preisschild keine große Rolle"
Die Expertin geht aber davon aus, dass es nicht bei dem vergleichsweise hohen Preis bleiben wird. Schon der Name "Vision Pro"
könnte ein Hinweis darauf sein, dass es in absehbarer Zeit ein preisgünstigeres, vielleicht weniger leistungsfähiges Gerät geben könnte, eine "Vision ohne Pro", sagte Milanesi der Nachrichtenagentur dpa.
Apple steigt mit seinem hochpreisigen Produkt ausgerechnet in einem Moment in den Markt ein, in dem ein kurzlebiger Hype rund um das Geschäft mit virtuellen Welten und Objekten merklich abgeflaut ist. Stattdessen steht unter anderem dank dem Textroboter ChatGPT, der Sätze auf dem sprachlichen Niveau eines Menschen formulieren kann, Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt.
Vor allem Facebook-Gründer Mark Zuckerberg setzt weiter auf eine Zukunft, in der sich große Teile des Lebens in einer digitalen Welt - dem "Metaverse" - abspielen würden. Um das zu betonen, benannte er den Facebook-Konzern in "Meta (Meta Platforms (ex Facebook))" um. Doch trotz Milliarden-Investitionen blieben VR-Brillen und virtuelle Welten bisher ein Nischengeschäft - das Meta Milliardenverluste einbringt. Der Konzern ist Marktführer bei VR-Headsets und begrüßte Apple vergangene Woche mit der Ankündigung des neuen Modells Meta Quest 3 zum Preis von 570 Euro. Es werde auch gut darin sein, digitale Objekte in die reale Umgebung einzublenden, sagte Zuckerberg.
Das Geschäft mit VR-Brillen ist bislang unvergleichlich kleiner als der Smartphone-Markt. Die Marktforscher von IDC gehen davon aus, dass 2023 lediglich zehn Millionen VR- und AR-Headsets abgesetzt werden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden weltweit über 1,2 Milliarden Smartphones verkauft.
Zu Beginn des Events wurden neue Mac-Computer mit leistungsstärkeren Prozessoren vorgestellt. Darunter ist auch das erste Modell des auf professionelle Nutzer ausgerichteten Mac Pro mit hauseigenen Chips. Die mehrjährige Umstellung der Modellpalette von Intel-Prozessoren auf Chips aus eigener Entwicklung ist damit abgeschlossen. Danach wurden Neuerungen der nächsten Betriebssysteme für iPhone, iPad und Mac vorgestellt. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, leichter Kontaktdaten zwischen zwei iPhones auszutauschen.
Apple-Aktie nur kurz auf Rekordhoch
Die Apple-Aktionäre haben sich am Montag nach eineinhalb Jahren wieder über ein Rekordhoch gefreut. Erstmals kosteten die Aktien mehr als 184 US-Dollar in Vorfreude auf eine fünftägige Entwicklerkonferenz, die an diesem Montag begann. Als es sich bestätigte, dass der Technologiekonzern eine Computer-Brille vorstellt, kam es aber zu Gewinnmitnahmen. Nach einem Spitzenanstieg um 2,2 Prozent verloren die Aktien zuletzt im NASDAQ-Handel 0,76 Prozent auf 179,58 US-Dollar.
Apple wagt mit seiner ersten Computer-Brille den Eintritt in eine neue Produktkategorie mit ungewissen Erfolgsaussichten. Der iPhone-Konzern stellte am Montag das Gerät mit dem Namen Vision Pro vor, das äußerlich an eine Hightech-Skibrille erinnert. Der Preis ist stattlich, soll das neue Gerät doch 3499 US-Dollar kosten. Laut dem Bank-of-America-Experten Wamsi Mohan lag die Konsenserwartung bei etwas milderen 3000 Dollar. Seine Erwartung war vor der Präsentation, dass "ein günstigerer Preis eine positive Überraschung wäre".
Die neue Datenbrille soll sich in große Produktinnovationen einreihen, die Apple vom kleinen Computerpionier der 70er Jahre zu einem der wertvollsten Konzerne der Welt gemacht haben, der mittlerweile mit fast drei Billionen US-Dollar an der Börse bewertet wird: Macintosh Computer (1984), iMac (1999), iPod (2001), iPhone (2007), iPad (2010) und zuletzt die Apple Watch (2014). Die Fans von Apple warteten also seit fast zehn Jahren auf das sprichwörtliche "One More Thing", das nächste große Ding.
Ihren starken Lauf in diesem Jahr krönten die Apple-Aktien zunächst mit dem Rekord von 184,95 Dollar. Die alte Bestmarke stammte mit 182,94 US-Dollar aus dem Januar 2022. Zu Jahresbeginn waren die Titel nahe 124 Dollar noch so günstig wie im Sommer 2021, doch seitdem haben sie fast die Hälfte an Wert gewonnen. Die Zuwächse wurden durch Anzeichen einer anhaltenden wirtschaftlichen Stärke, Wetten auf einen Zins-Höhepunkt und die sektorweite Begeisterung rund um das Thema Künstliche Intelligenz angeheizt.
Der Einstieg in das neue Segment ist für Apple allerdings mit erheblichen unternehmerischen Risiken verbunden. Zum einen ist der Markt für solche Produkte bislang nicht besonders groß. Und zum anderen muss das Unternehmen gegen Wettbewerber antreten, die seit vielen Jahren Erfahrungen mit den Datenbrillen und den dafür notwendigen Anwendungen gesammelt haben. Der Facebook-Konzern Meta (Meta Platforms (ex Facebook)) zum Beispiel preschte am vergangenen Donnerstag mit der Ankündigung eines neuen Modells seiner Quest-Brillen vor.
Laut dem Experten Amit Daryanani vom Analysehaus Evercore ISI gehören die neuartigen Brillen zu den wichtigsten Wachstumsinitiativen von Apple - neben Werbung, Bezahldiensten und iPhone-Marktanteilsgewinnen. Der Konzern bleibe dazu in der Lage, in den nächsten Jahren bei geringerer Volatilität und hoher Konstanz ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich und beim Gewinn je Aktie sogar ein zweistelliges Gewinnwachstum aufrechtzuerhalten. Die Aktie bleibt für ihn ein "Top Pick", sein Kursziel von 210 Dollar suggeriert noch Potenzial nach oben. Im Optimalfall hält er sogar einen Anstieg bis auf 315 Dollar für möglich.
Wamsi Mohan von der Bank of America bleibt aber skeptisch für die Apple-Aktie, wie sein Votum mit "Neutral" zeigt. Eine Mixed-Reality-Brille werde die iOS-Applikationen aufwerten und den Anwendern ein besseres Erlebnis bescheren. Sollte Apple damit erfolgreich sein, könnten die Umsätze mit Apple-Services steigen. Er erwähnte aber, dass Kurstreibern wie etwa solch einer Brille das im zweiten Halbjahr wohl geschwächte Konsumentenumfeld gegenüber stehe.
CUPERTINO (dpa-AFX)
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