13.08.2013 14:13:00

vida sieht "Mainzer Zustände" auf Österreich zukommen - ÖBB nicht

Auch die Gewerkschaft vida ist am Dienstag auf den Zug der Kritik wegen angeblich zu wenig Personal bei den ÖBB aufgesprungen - nachdem es in Deutschland wegen fehlender Fahrdienstleiter grobe Verbindungsprobleme gibt. "Mainzer Zustände bald auch in Österreich", spitzten die Arbeitnehmervertreter in einer Aussendung zu. Gerhard Tauchner, Sprecher der Plattform Lokfahrdienst, forderte im APA-Gespräch, die ÖBB müssten jährlich zwischen 30 und 50 Leute in die Lokführerausbildung aufnehmen - "aber seit 2011 gab es keine Neuaufnahmen mehr", kritisierte er. Von den ÖBB hieß es zur APA: "Probleme wie in Deutschland sind bei uns unwahrscheinlich." Man sei gut aufgestellt.

Dem Fahrgastverband probahn, der am Dienstag von einer Geringschätzung des Berufs des Lokführers sprach, richtete ÖBB-Sprecher Michael Braun aus: "Unsinn. Wir wissen wie wertvoll die tägliche Arbeit der Lokführer bei uns ist."

Zur vida-Forderung nach 30 bis 50 mehr Lokführern pro Jahr sagte Braun, die ÖBB planten sogar, "ab 2015 ungefähr 60 Lokführer pro Jahr zusätzlich aufzunehmen" - man schaue sich die Konjunktur dahingehend genau an, mittelfristig rechne man derzeit mit einem konjunkturbedingten Wiederanstieg des Güterverkehrs eben 2015. Derzeit gebe es rund 4.000 Lokführer. "Ein Lokführermangel liegt selbst bei ausgeprägter Fantasie nicht vor", so Braun.

vida-Tauchner: "Was die Bahnen in Österreich derzeit noch rettet, ist das System der Verbundproduktion von Personen- und Güterverkehr unter einem Firmendach. Damit kann das im Personenverkehr benötigte Personal durch den derzeit aufgrund der konjunkturellen Situation schwächelnden Güterverkehrs gerade noch aufgebracht werden. Sobald sich der Güterverkehr aber wieder erholt, können ähnliche Zustände wie in Deutschland nicht mehr ausgeschlossen werden", sagt Tauchner.

Fahrdienstleiter arbeiten laut ÖBB-Angaben derzeit 2.300 in Österreich. "Die meisten Stellwerke sind mehrfach besetzt, wir sind nach menschlichem Ermessen gut aufgestellt", so Braun zur APA. Wo kleinere Stellwerke nur einfach besetzt seien, gebe es zur Abhilfe "ein Netzwerk aus Springern". Diese könnten dort einspringen, wo sie vorgesehen sind, allerdings nicht an jedem x-beliebigen Bahnhof - was derzeit in Deutschland in Mainz das Problem ist.

Das Berufsbild des Fahrdienstleiters befinde sich derzeit auch im Wandel - wegen der Umstellung auf gänzlich elektronisch gesteuerte Strecken; derzeit läuft ein Mischbetrieb. Bis 2030 soll das Kernnetz rein elektronisch funktionieren, derzeit wird die fünfte einer sogenannten Betriebsführungszentrale in Linz errichtet. Einerseits brauche man künftig wegen der Fernsteuerung weniger Fahrdienstleiter, anderseits wirke sich aber die 38,5-Stundenwoche bedarfssteigernd aus, erklärte Braun. Jedenfalls würden "bis zu 100 Fahrdienstleiter pro Jahr fertigausgebildet".

(Schluss) phs/kre

ISIN WEB http://www.vida.at http://www.oebb.at/

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