Wolfgang Anzengruber |
30.01.2013 09:30:00
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Verbund-Chef: Deutsche Strom-Energiewende "kurz vor dem Scheitern"
Das wachsende Ökostrom-Angebot - etwa aus Windkraftanlagen in Norddeutschland - habe in Mitteleuropa die Strompreise auf Großhandelsebene auf 30 bis 35 Euro je Megawattstunde (MWh) fallen lassen, wodurch viele effiziente Anlagen aus dem Netz genommen werden müssten. Dem könne sich auch unser Land nicht entziehen: "Deutschland bestimmt auch für Österreich den Markt, auch wenn wir nur zwei Prozent des europäischen Stroms verbrauchen." Wegen der niedrigen Großhandelspreise hatten UBS-Analysten jüngst die Verbund-Aktie auf "sell" gesetzt; der Titel hat seit Jahresbeginn das stärkste Minus aller ATX-Werte zu verzeichnen.
Es sei "skurril", dass gegenwärtig "schmutzige" Braunkohlekraftwerke rentabler seien als saubere Gaskraftwerke. Mit Schuld daran sei der Preisverfall bei den CO2-Zertifikaten, da der Emissionshandelsmarkt von Milliarden an Gratiszertifikaten überschwemmt sei. Bei nur 4 bis 5 Euro pro Tonne CO2, wie zuletzt der Fall, gebe es keinen Druck, Braunkohleanlagen in Deutschland abzuschalten - dafür seien zumindest 15 bis 20 Euro/t als Anreiz erforderlich. Das ganze System der Energiewende sei "gut gedacht, aber schlecht gemacht", lautet für den Chef des führenden heimischen Stromkonzerns die Conclusio.
Dass Deutschland nun, wie dies Umweltminister Peter Altmaier (CDU) diese Woche angekündigt hat, bei der Ökostrom-Förderung per EEG-Umlage die Notbremse ziehen will, sind für Anzengruber nur "Reparaturmaßnahmen" und "Symptom-Bekämpfungsmaßnahmen". Es bestehe trotzdem Bedarf an einem "großen Umbau". Dann würden sich auch wieder Gaskraftwerke - wie die Verbund-Anlage Mellach in der Steiermark - rechnen, ein Bereich, in dem man "schon optimalere Situationen gesehen" habe. Auch Pumpspeicher-Anlagen, die sogenannten "grünen Stromspeicher", würden sich aufgrund des Photovoltaik-Zubaus "mittelfristig wieder rechnen", ist der Verbund-General überzeugt.
Anzengruber kritisiert, dass in Österreich beim Thema Energieeffizienz - auch laut dem jetzt geplanten Bundesgesetz dazu - der Verkehrssektor gänzlich ausgespart wird. Grund dafür, dass die Politik hier zurückschrecke, sei vermutlich die "sehr große Anzahl von Wählern" in dem Bereich. Das heimische Energiesystem sei nicht nachhaltig aufgestellt, auch weil es bisher keine Kostenwahrheit gebe, die Kosten also nicht richtig zugeordnet seien. Zugleich drohe wegen der Energiekosten, etwa bei Strom, eine Industrieflucht, eine De-Industrialisierung, verwies Anzengruber auf eine völlig konträre Politik der USA.
sp/itz/cs
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