Solide Geschäfte 31.07.2024 17:54:00

OMV-Aktie zieht an: OMV steigerte Gewinn im Halbjahr um 10 Prozent auf 846 Mio. Euro

OMV-Aktie zieht an: OMV steigerte Gewinn im Halbjahr um 10 Prozent auf 846 Mio. Euro

Im gesamten Halbjahr legte er um 10 Prozent auf 846 Mio. Euro zu. Das CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten (bereinigt um Lagerhaltungseffekte) stieg um 4 Prozent auf 1,23 Mrd. Euro, wie die OMV am Mittwoch in der Früh mitteilte.

Der Konzernumsatz sank im zweiten Quartal vor allem wegen gesunkener Erdgaspreise um 4 Prozent auf 8,6 Mrd. Euro, zum Halbjahr betrug der Rückgang 16 Prozent auf 16,8 Mrd. Euro. Während die Geschäftsbereiche Chemicals sowie Fuels & Feedstock im zweiten Quartal Zuwächse verzeichneten, schrumpfte der Beitrag der größten Sparte Energy um 9 Prozent auf 817 Mio. Euro.

OMV-Chef Stern verwies auf "anhaltend solide" Cashflows: Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit stieg gegenüber dem zweiten Quartal 2023 auf 1,2 Mrd. Euro.

In ihrem Ausblick für das Gesamtjahr 2024 rechnet die OMV mit einem durchschnittlichen Brent-Preis von rund 85 Dollar pro Fass. Der durchschnittlich realisierte Erdgaspreis wird bei rund 25 Euro je Megawattstunde erwartet, gegenüber der vorherigen Prognose von 20 bis 25 Euro. Die Öl- und Gasproduktion soll zwischen 330.000 und 350.000 Fass pro Tag liegen. Der erwartete Auslastungsgrad der europäischen Raffinerien wurde gegenüber der vorherigen Prognose von rund 95 Prozent auf 90 Prozent gesenkt.

OMV sichert sich weitere Gaspipeline-Kapazitäten bis 2029

Die OMV hat bei der heurigen für europäische Erdgas-Pipelinekapazitäten den Zuschlag für Transportrechte von 29 TWh nach Österreich bis 2029 erhalten. Für den Zeitraum Oktober 2026 bis September 2028 habe man 7 TWh pro Jahr an Transportkapazitäten erworben und darüber hinaus 15 TWh Transportrechte für Oktober 2028 bis September 2029, teilte die OMV am Mittwoch in der Früh mit.

Dies ermöglicht der OMV am grenzüberschreitenden Übergabepunkt Oberkappel in Oberösterreich zusätzliche Leitungsmengen aus Deutschland zu übernehmen. "OMV verfolgt weiterhin die Strategie, ihre Gasbezugsquellen und Gaslieferwege zu diversifizieren", sagte der zuständige OMV-Vorstand Berislav Gašo laut Mitteilung. "Wir können unsere österreichischen und internationalen Vertragskunden zuverlässig versorgen - auch wenn die Gaslieferungen aus Russland unterbrochen werden sollten", betonte Gašo. "Wir erweitern unser Portfolio, indem wir verstärkt Gas aus eigener Produktion, externe Quellen aus Norwegen und zusätzliche LNG-Mengen nutzen." Die OMV-Gasspeicher in Österreich sind derzeit zu rund 80 Prozent gefüllt.

OMV-Chef Stern: Sind von GAZPROM nicht mehr abhängig

Um aus dem Gas-Liefervertrag mit Russland aussteigen zu können, will die OMV auf der genauen Einhaltung des Vertrages durch den russischen Gazprom-Konzern bestehen. "Lieferort ist die slowakisch-österreichische Grenze", erklärte OMV-Chef Stern. Wenn die Ukraine den Gas-Transitvertrag mit Russland nicht verlängert, kann Gazprom den Vertrag ab Jahresende nicht einhalten. Die OMV sei auf das russische Gas nicht mehr angewiesen, sagte Stern am Mittwoch zur APA.

"Wir haben jetzt über zwei Jahre daran gearbeitet, unsere Quellen für Gas und die Transportwege so zu diversifizieren, dass wir nicht länger abhängig sind von diesen Lieferungen durch Gazprom", sagte Stern. "Wir können alle unsere Vertragskunden beliefern, auch wenn das russische Gas nicht kommt. Wir haben von der OMV-Seite damit diese Abhängigkeit nicht mehr." Im übrigen will die OMV das russische Gas gar nicht. "Wir haben als OMV die Abnahmemengen von Gazprom gegenüber vor dem Ukraine-Krieg signifikant reduziert."

Zwischen der OMV und Gazprom wird jetzt vor allem über die Anwälte kommuniziert, es laufen mehrere Verfahren vor Schiedsgerichten. "Wir haben seit Anfang 2023, seit über eineinhalb Jahren, eine dezidierte Rechtsstrategie, die dazu dient, die Rechte der OMV zu wahren", so Stern. In der zweiten Jahreshälfte werde man vermutlich mehr dazu sagen können. "Man wird sicher nicht alle Schiedsurteile durchsetzen können, aber es wird durchaus die Möglichkeit geben, verschiedene Teile davon umzusetzen", meint der OMV-Chef. "Wichtig ist, dass man sich zumindest die Rechtstitel sichert und dass man nicht im rechtsfreien Raum Entscheidungen trifft." Die OMV verhalte sich immer rechtskonform und halte die Sanktionsbestimmungen ein - Pipeline-Gas sei nach wie vor nicht von Sanktionen umfasst.

Mit den heute präsentierten Ergebniszahlen für das zweite Quartal zeigte sich der OMV-Chef zufrieden. "Wir haben ein Clean CCS Operating Result (bereinigtes Betriebsergebnis, korrigiert um Bewertungseffekte, Anm.) von 1,2 Mrd. Euro erzielt, das liegt 4 Prozent über dem gleichen Quartal des Vorjahres." Der operative Cashflow von 1,2 Mrd. Euro liege um ungefähr 950 Millionen über dem gleichen Quartal des letzten Jahres. Der Gewinn je Aktie nach CCS betrage 1,51 Euro und liege damit um 5 Prozent über dem Vorjahresquartal.

Im zweiten Quartal hat die OMV eine reguläre Dividende und eine Sonderdividende ausgeschüttet. Mit über 12 Prozent Dividendenrendite "heben wir uns auch im Markt ab", sagte Stern.

Insbesondere das Chemiegeschäft sei wesentlich besser gelaufen als im gleichen Quartal des letzten Jahres. Der Betriebsgewinn habe sich im Chemiebereich um über 100 Mio. Euro verbessert. Einerseits habe man um über 10 Prozent mehr verkauft, aber auch die höheren Referenzmargen hätten geholfen. Auch die Joint Ventures, insbesondere Borouge, hätten höhere Gewinnbeiträge geliefert.

Die Kapazitätsauslastung der Raffinerien sei gestiegen. Im letzten Jahr habe es im gleichen Quartal einen Turnaround (geplante wartungsbedingte Produktionsunterbrechung, Anm.) bei der rumänischen Raffinerie Petrobrazi gegeben. "Ungefähr die Hälfte unseres Resultates im ersten Halbjahr kommt aus dem Retail-Geschäft, die Tankstellen haben sehr gut performt, sowohl im Fuel-, als auch im Non-Fuel-Bereich."

Das Ergebnis im Energiebereich sei schlechter ausgefallen, besonders wegen regulatorischer Änderungen in Rumänien. Im zweiten Quartal habe man Übergewinnsteuern bezahlen müssen, außerdem habe es in Rumänien regulierte Gaspreise gegeben. Dieser Preisdeckel sei im April aufgehoben worden, aber der Marktpreis liege jetzt ohnehin unter diesem Deckel. Darüber hinaus sei es in Rumänien nicht möglich, die CO2-Preise weiterzugeben.

Nach wie vor gibt es keine neuen Nachrichten zu den Verhandlungen über ein Joint Venture der OMV-Chemietochter Borealis mit Borouge in Abu Dhabi. Dass der Borouge-Eigentümer und OMV-Großaktionär ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company) parallel auch Übernahmeverhandlungen mit dem deutschen Kunststoffkonzern Covestro führt, beunruhigt Stern nicht. Covestro mache etwas komplett Anderes: "Die machen keine Polyolefine, die machen Polyurethane, Polycarbonat, anderes Kunststoffe. Das hat mit dem nichts zu tun, was die Borealis macht." Man stehe nicht im Wettbewerb, auf den Anlagen der Borealis und der Covestro könnte man auch nicht die gleichen Produkte machen.

Ein neues Geschäftsmodell der OMV ist die Speicherung von CO2 - im Juni hat die OMV Norge in einem Dreier-Konsortium mit V?r Energi (40 Prozent) und Lime Petroleum (30 Prozent) vom norwegischen Energieministerium eine zweite CO2-Speicherlizenz erhalten. In einem älteren Projekt in Norwegen werde man in den nächsten Monaten mit Explorationsaktivitäten beginnen. Das erste Projekt soll ungefähr 2029 in Betrieb gehen, das neue Projekt knapp nach 2030.

Beim Gasprojekt Neptun Deep im rumänischen Schwarzen Meer sei man mitten in der Umsetzung, berichtete Stern. "Wir haben mittlerweile 90 Prozent der Umsetzungsverträge vergeben." Man gehe nach wie vor davon aus, 2025 mit den Bohrungen zu beginnen und Anfang 2027 in Betrieb zu gehen. "Das ist Europas größtes Offshore-Projekt und wird Rumänien zum größten Gasproduzenten in der EU machen und zur Energieunabhängigkeit der EU beitragen." Die Produktion dort werde sehr geringe CO2-Emissionen haben und viel umweltverträglicher als LNG sein. Im Juni hat die OMV auch von Total Energies alle Anteile am Öl- und Gasfeld Khan Asparuh im bulgarischen Schwarzen Meer übernommen. "Wir werden uns dort, so wie es in der Öl- und Gasindustrie üblich ist, einen starken Partner suchen."

OMV-Aktien legten in Wien letztlich um 1,2 Prozent zu auf 38,70 Euro.

ivn/kre/bel

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Bildquelle: OMV,Tupungato / Shutterstock.com

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