Short-Postion aufgebaut 28.08.2024 15:40:41

Super Micro-Aktie im Sinkflug nach Vorwürfen des Shortsellers Hindenburg

Super Micro-Aktie im Sinkflug nach Vorwürfen des Shortsellers Hindenburg

• Hindenburg mit Vorwürfen gegen Super Micro Computer
• Angeblich Bilanzmanipulation, schlechte Produktqualität und Umgehung von Exportverboten
• Super Micro-Aktie nach Veröffentlichung des Berichts unter Druck


Der Leerverkäufer Hindenburg Research hat am Dienstag bekanntgegeben, dass er eine Short-Position bei Super Micro Computer aufgebaut hat, und gleichzeitig auch einen umfassenden Bericht veröffentlicht, in dem er dem Serverhersteller schwere Verfehlungen vorwirft. Der Bericht wirft dem KI-Überflieger unter anderem Bilanzmanipulationen, fragwürdige Geschäfte mit nahestehenden Unternehmen und Verstöße gegen US-Sanktionen vor.

Hindenburg sieht bei Super Micro zahlreiche Warnsignale in Buchhaltung

Wie Hindenburg Research auch auf der Kurznachrichtenplattform X schrieb, habe man Super Micro Computer über drei Monate hinweg untersucht und dabei unter anderem mit ehemaligen Angestellten gesprochen. Im Laufe dieser Untersuchung hätten sich zahlreiche Warnsignale in der Buchhaltung des Unternehmens sowie undurchsichtige Geschäftsbeziehungen zu nahestehenden Unternehmen gezeigt.

Laut dem Leerverkäufer, der mit seinen Berichten über große Unternehmen bereits mehrfach für Aufmerksamkeit gesorgt hat, hat Super Micro bereits in der Vergangenheit durch fragwürdige Buchhaltungsmethoden auf sich aufmerksam gemacht - und sich seitdem kaum geändert. So wurde das Unternehmen etwa im Jahr 2018 zeitweise von der NASDAQ ausgeschlossen, weil es keine Finanzberichte vorgelegt hatte und nur zwei Jahre später verhängte die US-Börsenaufsicht SEC eine Strafe in Höhe von 17,5 Millionen US-Dollar gegen Super Micro, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen Einnahmen unrechtmäßig verbucht und Ausgaben unterschlagen hatte. Laut Hindenburg habe der KI-Profiteur daraus jedoch nichts gelernt und bereits weniger als drei Monate nach der SEC-Einigung wieder damit begonnen interne Kontrollen zu umgehen. Ebenso sei der Konzern zu den früheren Bilanzierungspraktiken - wie "unzulässige Umsatzrealisierung" und "Erfassung unvollständiger Verkäufe" - zurückgekehrt und habe auch ehemalige Führungskräfte wieder eingestellt, die direkt in den Bilanzskandal aus dem Jahr 2018 verwickelt gewesen seien.

Verschleiert Super Micro bewusst Geschäftsbeziehungen?

Ein wesentlicher Bestandteil der aktuellen Anschuldigungen durch Hindenburg Research betrifft auch die Beziehungen zu nahestehenden Unternehmen, die von Familienmitgliedern des Super Micro-CEOs Charles Liang geführt werden. Diese sogenannten "Related-Party-Transactions" umfassen unter anderem Geschäfte mit den Unternehmen Ablecom und Compuware, die fast ausschließlich Super Micro als Kunden haben. Über diese Beziehungen werden laut Hindenburg Research potenziell dubiose Geschäfte abgewickelt, die darauf abzielen, Umsätze und Gewinnmargen künstlich zu erhöhen. Ein ehemaliger Manager äußerte sich dazu laut Hindenburg folgendermaßen: "Im Grunde ist es ein Governance-Problem und zeigt, dass es Charles egal ist, was Sie denken... Sie haben recht, sich Sorgen zu machen, denn man weiß nie, was noch im Verborgenen liegt".

Laut Hindenburg besitze Ablecom etwa mehrere Patente für eine Flüssigkeitskühlungstechnologie, die Super Micro Computer als die eigene präsentiert und sie als "Wettbewerbsvorteil", der "die Branche revolutionieren" werde, bezeichnet habe. Dass jedoch mit Super Micro verbundene Unternehmen an der Flüssigkeitskühlungstechnologie beteiligt sind, sei nicht offengelegt worden.

Daneben sieht Hindenburg Research auch Hinweise darauf, dass Super Micro US-Sanktionen umgeht. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges hätten "die Exporte der Hightech-Komponenten von Super Micro nach Russland [...] um etwa das Dreifache zugenommen", womit "offenbar gegen US-Exportverbote" verstoßen worden sei. Diese Geschäfte seien über neu gegründete Briefkastenfirmen in der Türkei und Hongkong abgewickelt, was den Verdacht der Sanktionsumgehung weiter verstärke, so der Leerverkäufer.

Hindenburg: Super Micro Computer laufen die Kunden davon

Außerdem gebe es laut Hindenburg auch Probleme mit der Qualität der Produkte von Super Micro. "Neben Buchhaltungsproblemen und der Umgehung von Sanktionen führten auch Wettbewerbs- und Qualitätsbedenken dazu, dass große Unternehmen Super Micro vollständig aufgaben oder ihren Anteil reduzierten", heißt es in dem Bericht. So hätten mehrere Super Micro-Kunden in den letzten Monaten begonnen, verstärkt beim Konkurrenten Dell einzukaufen. So hätten etwa Tesla und Musks XAI nun große Verträge mit Dell abgeschlossen, nachdem Tesla seine Server zuvor ausschließlich von Super Micro bezogen habe.

Wie mehrere ehemalige Mitarbeiter gegenüber Hindenburg gesagt haben sollen, sei unter anderem der Kundendienst bei Super Micro katastrophal und nicht in der Lage, Kunden zu binden. "Das ist ihre Achillesferse", so ein ehemaliger Vertriebler laut dem Shortseller.

"Alles in allem glauben wir, dass Super Micro ein Serienrückfall-Täter ist. Das Unternehmen profitierte von seiner Vorreiterrolle, hat aber immer noch mit erheblichen Problemen in den Bereichen Buchhaltung, Unternehmensführung und Compliance zu kämpfen und bietet minderwertige Produkte und Dienstleistungen an, die nun von glaubwürdigerer Konkurrenz verdrängt werden", fasst Hindenburg Research die Erkenntnisse aus der Untersuchung zusammen.

Super Micro Computer-Aktie leidet unter Shortseller-Attacke

Der Bericht von Hindenburg Research hat am Dienstag Verkäufe der Super Micro Computer-Aktie ausgelöst: Im offiziellen NASDAQ-Handel verlor das Papier 2,64 Prozent auf 547,64 US-Dollar, im Tagestief ging es zeitweise sogar um 8,7 Prozent auf 513,50 US-Dollar nach unten. Im Handel an der NASDAQ sinkt das Papier dann noch um weitere 17,96 Prozent auf 449,27 US-Dollar.

Die Super Micro-Aktie steht bereits seit einigen Wochen unter Druck und verlor etwa im jüngsten Drei-Monats-Zeitraum satte 34,78 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf liegt die Aktie mit einer Performance von plus 92,65 Prozent jedoch noch weit in der Gewinnzone.

Redaktion finanzen.at

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