10.10.2014 07:00:00

S Wohnbaubank-Chef erwartet noch heuer Schub für Wohnbauanleihen

Einen kräftigen Schub für Wohnbauanleihen und Wohnbaufinanzierungen erwartet S Wohnbaubank-Vorstand Josef Schmidinger noch heuer durch neue steuerlich begünstigte Anlagemöglichkeiten von Freiberuflern und Einzelunternehmen. Ermöglicht werden sollte den Wohnbaubanken die Finanzierung von Wohnbauinfrastruktur.

Freiberufler und Einzelunternehmen können im Rahmen des Gewinnfreibetrags entweder in ihr Unternehmen investieren oder in Wohnbauanleihen anlegen. Zuvor konnten auch andere Wertpapiere dafür verwendet werden. Diese steuerliche Neuregelung wurde Anfang März beschlossen und gilt für ein Geschäftsjahr, das nach dem 30. Juni 2014 endet.

Dadurch gebe es gute Chancen für zusätzliche Mittel für den Wohnbau, sagte S Wohnbaubank-Vorstand und S Bausparkasse-Generaldirektor Schmidinger im Gespräch mit der APA. Für die Wohnbaufinanzierung könnten damit in Österreich jährlich rund 200 bis 250 Mio. Euro zusätzlich hereinkommen.

Die S Wohnbaubank bietet seit Anfang September eine speziell auf diese Zielgruppe zugeschnittene KMU-Wohnbauanleihe mit einer rund 15-jährigen Laufzeit an. Der Kupon beläuft sich von 1. September 2014 bis 15. Jänner 2020 auf 0,7 Prozent pro Jahr, in Folge dann auf 2,0 Prozent jährlich. Grund für die unterschiedliche Verzinsung ist, dass die Wohnbauanleihen nach vier Jahren in das Privatvermögen übergeführt werden können. Damit ist dann auch eine Nutzung des KESt-Vorteils möglich. Wohnbauanleihen sind für Private bis zu einem Zinssatz von 4 Prozent generell von der Kapitalertragssteuer (KESt) befreit. Schmidinger rechnet damit, heuer 50 Mio. Euro von dieser speziellen Wohnbauanleihe absetzen zu können.

Die seit 20 Jahren bestehenden Wohnbaubanken müssen die über Wohnbauanleihen gesammelten Mittel innerhalb von drei Jahren zur Finanzierung von Wohnbauten verwenden. Zur Verfügung gestellt wird das Geld zumeist gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften, bei denen sie mit rund 60 Prozent einen großen Teil zur Finanzierung beitragen.

Wohnbaubanken sollen künftig auch Infrastruktur rund um den Wohnbau finanzieren dürfen - von der Geschäftsstraße über Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen oder Photovoltaik-Anlagen bis hin zu Pflegeheimen, fordert Schmidinger. "Hier könnten wir den Gemeinden unter die Arme greifen." Mit gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften könnten entsprechende Pakete geschnürt werden.

Schmidinger spricht dabei von einer "Spezialform von Crowdfunding". So könnte man beispielsweise eine Wohnbauanleihe für eine bestimmte Stadt oder Gemeinde auflegen. Die Menschen wollten wissen, wohin ihr Geld geht, sieht er gute Chancen für die Mittelaufbringung. Die Wohnbaubanken könnten den Gemeinden günstigere Konditionen anbieten als etwa große Geschäftsbanken.

Nötig ist dafür eine Änderung der gesetzlichen Bestimmungen für Wohnbaubanken: Die Emissionserlöse aus Wohnbauanleihen sollten demnach auch für die Errichtung und Finanzierung von Infrastruktur verwendet werden können. Derzeit sind es nur Errichtung, Erhaltung und Sanierung von Wohnbauten.

In einer Startphase könnte von den Wohnbaubanken zusammen für Wohninfrastruktur rund eine halbe Milliarde Euro zusätzlich aufgebracht werden, in Folge dann 200 bis 250 Mio. Euro pro Jahr, erwartet Schmidinger. Damit könnte auch die Konjunktur gestützt werden. Neben Anleihen fließen den Wohnbaubanken mittlerweile auch Mittel aus Tilgungen zu. Diese Rückflüsse lägen bei rund 120 Mio. Euro im Jahr.

Im Wohnbau sieht Schmidinger heuer eine ähnliche Entwicklung wie im vergangenen Jahr. 2013 wurden 48.000 Wohnungen errichtet, davon rund 30.000 geförderte Einheiten - 24.000 im mehrgeschoßigen Wohnbau und rund 6.000 Einfamilienhäuser. Die Förderquote liege damit bei rund 60 Prozent, vor 15 Jahren seien es noch 80 bis 85 Prozent gewesen. Für "halbwegs leistbare Mieten" - monatlich maximal 7,50 Euro (inklusive Betriebskosten) pro Quadratmeter - würde man pro Jahr rund 55.000 Wohnungen brauchen.

Die S Wohnbaubank hat bis Ende September 154,5 Mio. Euro an Wohnbauanleihen emittiert, nach 178 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Für heuer will man das Ergebnis des Vorjahres erreichen. 2013 lag das Emissionsvolumen bei 216 Mio. Euro.

Insgesamt sind derzeit bei den sieben österreichischen Wohnbaubanken 11,7 Mrd. Euro an Anleihen im Umlauf. Bei der S Wohnbaubank waren es per Ende September rund 1,94 Mrd. Euro, ein Plus von 6,1 Prozent gegenüber Ende 2013. Die Ausleihungen der S Wohnbaubank lagen nach drei Quartalen bei 1,92 Mrd. Euro (+1 Prozent).

(Schluss) itz/sp