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08.02.2013 15:09:00

Meinl Bank zieht es stärker nach Osteuropa

Die skandalgeschüttelte Meinl Bank will ihre Vergangenheit hinter sich lassen und in Osteuropa expandieren. In Prag hat das Geldhaus eine kleine Bankfiliale gegründet und will in der tschechischen Hauptstadt zudem Geschäfte mit Immobilien machen. In Sofia wurde bereits zum Jahreswechsel eine Repräsentanz eröffnet. Am Hauptsitz Wien will sich die Meinl Bank noch stärker um Kunden aus der Ukraine und Russland kümmern; schon bisher hat das Geldhaus viele Kunden aus Osteuropa.

Diese hätten in den vergangenen Jahren vor allem Treuhandleistungen und Unterstützung bei der Errichtung von Holdings nachgefragt, teilte Bankchef Peter Weinzierl am Freitag mit. Daher werde man in Wien die Bereiche Corporate und Investment Banking sowie Corporate und Bank Client Relations ausbauen.

Auch in Prag lebten, ob des "attraktiven" Steuersystems, viele Geschäftsleute aus Russland und der Ukraine. Die Meinl Bank sieht hier Geschäftsmöglichkeiten und hat eine Bankfiliale mit Fokus auf Private Banking und Corporate Finance Advisory aufgemacht. Reichen Privatkunden und institutionellen Anlegern aus Tschechien, Russland und der Ukraine will das Wiener Geldhaus insbesondere Treuhandlösungen, Immobilieninvestments und Beteiligungsprodukte anbieten.

Auch im Immobilienbereich direkt will die Meinl Bank wieder tätig werden. In Prag wird heuer eine Immo-Verwaltungsgesellschaft namens Prag Home Invest (PHI) eröffnet. Offeriert werden sollen einerseits Fonds und andererseits direkte Beteiligungen in Form eines Eigentümer-Genossenschaftsmodells. In die Masse, wie mit der glücklosen Meinl European Land (MEL, jetzt Atrium), mit der zahlreiche Kleinanleger Geld verloren haben und die jetzt Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen unter anderem gegen Weinzierl und Banker Julius Meinl ist, will man aber nicht gehen. PHI richte sich an "auserwählte Kunden", Mindestinvestment ist 100.000 Euro, sagte Sprecher Thomas Huemer auf APA-Anfrage.

Das Büro in Sofia verwendet die Meinl Bank vorerst lediglich als "Auge und Ohr, um für eventuelle weitere Schritte gerüstet zu sein", so Weinzierl.

Die Meinl Bank verfügt laut Eigenangeben über eine Eigenkapitalquote von 17 Prozent und betreut in Wien rund 2.000 reiche Privatkunden. Zählt man auch die MEL-Anleger dazu, sind bzw. waren es etwa 50.000 - deren Zertifikate waren nämlich bei der Bank verwahrt.

Ein weiteres Standbein der Bank ist das Schuldeneintreiben für Staaten. "Aus der Zeit der kommunistischen Herrschaft gibt es zwischen Russland und der Ukraine noch viele Verträge. Die Meinl-Bank-Experten strukturieren diese Schulden", erläuterte Huemer. Werden die Vorschläge angenommen, kassiert das Geldhaus Provision.

Darüber hinaus versucht es die Bank in Russland - wie damals die MEL - mit Einkaufszentren. In der Stadt Ufa befindet sich laut "Format" bereits eines in Bau, geplanter Eröffnungstermin ist im vierten Quartal 2013. Abgewickelt werden die Projekte von einer Gesellschaft namens Fulcrum Properties, die im Einfluss der Familie Meinl steht. 100 Mio. Euro will diese in den kommenden zwei Jahren aufstellen.

Als Board-Chairman der Fulcrum fungiert übrigens Julius Meinl persönlich, einer der Non-Executive-Directors (Aufsichtsrat) ist laut Homepage der Investmentbanker Michael Treichl, Bruder von Erste-Group-Boss Andreas Treichl und früher Direktor der ehemaligen Meinl International Power (MIP). Mit an Bord sind weiters Meinl-Bank-Chef Weinzierl sowie Dov Weissglas, ehemaliger Kabinettschef von Israels Ex-Ministerpräsident Ariel Sharon.

(Schluss) snu/ggr

WEB http://www.meinlbank.com

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