Wirtschaftskraft sinkt 25.08.2014 11:15:00

ifo-Geschäftsklima in Deutschland sinkt im August stärker als erwartet

Der ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf 106,3 von 108,0 Punkten im Vormonat, wie das Münchner ifo Institut nach seiner monatlichen Umfrage unter rund 7.000 Managern mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 107,0 Punkte erwartet.

Vor allem die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Wachstumsschwäche der europäischen Nachbarländer treiben die deutschen Firmenchefs die Sorgenfalten auf die Stirn.

"Die deutsche Wirtschaft verliert weiter an Kraft", sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Sowohl die Beurteilung der Geschäftslage als auch der -aussichten fiel schwächer aus. Der ifo-Index ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer und gilt als zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der nächsten sechs Monate.

"Die Unternehmen passen sich den neuen Wachstumsrealitäten an", urteilte Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. "Bei den Belastungen aus der Geopolitik ist vorerst keine Änderung zu erwarten, die europäischen Handelspartner erholen sich nicht so wie erwartet."

Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen fiel im August auf 111,1 von 112,9 Punkte im Vormonat. Die Prognose der Ökonomen hatte auf einen Stand von 112,1 gelautet. Der Index für die Geschäftserwartungen sank auf 101,7 von 103,4 Zähler im Vormonat, während die befragten Volkswirte einen Rückgang auf 102,2 Punkte erwartet hatten.

"Der vierte Rückgang in Folge zeigt, dass Deutschland sich von den Schwierigkeiten der Eurozone nicht isolieren kann", sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. "Zudem wirken die geopolitischen Spannungen verunsichernd, Hauptursache ist allerdings das weiterhin enttäuschende Wachstum in Europa." Wegen der Binnenwirtschaft werde Deutschland in diesem und im nächsten Jahr ordentlich wachsen, doch für ein stärkeres Wachstum bräuchte es eine durchgreifende Erholung in Europa.

Von der Stimmungseintrübung im August waren fast alle Sektoren betroffen, wie Postbank-Ökonom Heinrich Bayer feststellte. "Besonders stark war diese aber im Großhandel. Da der Großhandel sehr stark vom Außenhandel geprägt wird, zeigt dies klar, woher der Stimmungsdämpfer rührt." Belastend hätten vor allem der deutliche Rückgang des Handels mit Russland beziehungsweise die Sanktionen der EU gegenüber Russland sowie dessen Gegenmaßnahmen gewirkt.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sprach von einem wachsenden Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) zum Gegensteuern. "Das optimistische Konjunkturbild der EZB, die für 2015 für den Euroraum ein recht starkes Wachstum von 1,7 Prozent erwartet, bröselt", sagte der Experte. Die Wahrscheinlichkeit für breit angelegte Anleihekäufe sei gestiegen, auch wenn die EZB zunächst die Wirkung ihrer langfristigen Geldspritzen für die Banken abwarten möchte.

   DJG/apo/brb

   Dow Jones Newswires

Von Andreas Plecko

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