Falsche Strategie 03.07.2014 10:20:31

ifo-Chef Sinn: Der Euro ist ein Gefängnis

Zudem plädierte der Wirtschaftsforscher dafür, dass Krisenländer den Währungsblock verlassen können. Zumindest temporär sollte das möglich sein, um über eine Abwertung der Währung die Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. "Ein Euro, in den man nur ein-, aber nicht austreten kann, ist ein Gefängnis", sagte Sinn im Interview mit dem Wall Street Journal Deutschland.

   Dies sei nur im Interesse derer, "die ihr Geld da angelegt haben, weil bei einem Austritt automatisch an einen Schuldenschnitt gedacht würde. Für die Bevölkerung dieser Länder ist es aber nicht die richtige Strategie, sich an den Euro zu klammern", sagte Sinn.

   Außerdem kritisierte Sinn das Vorgehen der EZB und ihres Präsidenten Mario Draghi massiv. Die EZB überschreite ihr Mandat, sagte Sinn. "Faktisch hat sie die Investoren rausgehauen und das Risiko dem Steuerzahler aufgebürdet", erklärte er. Die EZB habe ihren Auftrag weit überschritten und mache sich zur Gläubigerin ungesunder Banken.

   "Die EZB hat nicht das gleiche Mandat wie die US-Zentralbank Fed und tut trotzdem mehr als die Fed, indem sie Staatspapiere der Gliedstaaten aufgekauft hat", sagte Sinn. Die EZB habe da eine Funktion übernommen, die "außerordentlich ungewöhnlich" sei. "Ich teile die Auffassung des Bundesverfassungsgerichts, dass die EZB ihr Mandat überschritten hat", sagte Sinn.

   Gleichzeitig warnte Sinn vor der Gefahr, "dass Verluste auftreten". Die EZB mache sich in großem Umfang zur Gläubigerin von Banken, die vielleicht nicht mehr ganz gesund seien, ohne dafür ausreichende Sicherheiten zu bekommen. "Und wenn diese Banken Pleite gehen, dann liegen die Verluste bei den Eigentümern der EZB, nämlich bei den Steuerzahlern der Eurozone."

   Die Zinspolitik der EZB vergeude außerdem Zeit, weil sie es den Regierungen erlaube, Reformen aufzuschieben. "Wir sind heute vier Jahre weiter als im Frühjahr 2010, und es ist seitdem an Reformen kaum etwas geschehen", sagte Sinn. Es gebe nur eine Ausnahme: "Das einzige Land, das in der Eurozone den Gürtel enger geschnallt hat, war Irland. Die Iren haben damit allerdings schon 2006 angefangen, und zum Zeitpunkt der Lehman-Krise hatten sie schon einen Großteil der nötigen realen Abwertung durch Preis- und Lohnsenkungen zurückgelegt."

   DJG/WSJ/apo

   Dow Jones Newswires

Von Christian Grimm und Stefan Lange

BERLIN

Weitere Links:

Jetzt Devisen-CFDs mit bis zu Hebel 30 handeln
Werbung
Handeln Sie mit Devisen-CFDs mit Hebel und kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie von der Wirkung von 3.000 Euro Kapital profitieren!
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Devisenkurse

Name Kurs +/- %
Dollarkurs
1,0555
-0,0015
-0,15
Japanischer Yen
159,87
0,1900
0,12
Britische Pfund
0,8319
-0,0017
-0,20
Schweizer Franken
0,932
0,0000
0,00
Hongkong-Dollar
8,2159
-0,0089
-0,11