Erwartungen geschlagen |
22.04.2020 22:17:00
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Netflix-Aktie dennoch tiefer: Netflix überzeugt bei den Erlösen
Zum Quartalsende brachte es Netflix auf knapp 183 Millionen bezahlte Mitgliedschaften. Das Wachstum habe im März rasant zugelegt, als die Menschen in immer mehr Ländern wegen des Coronavirus angewiesen wurden, möglichst zuhause zu bleiben, hieß es im Brief an die Aktionäre. Auch finanziell lief es rund: Die Erlöse stiegen im Jahresvergleich um rund 28 Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar. Der Gewinn wurde mit 709 Millionen Dollar (653 Mio Euro) mehr als verdoppelt.
Während viele Firmen stark unter der Corona-Krise leiden, profitiert Netflix davon, dass viele Menschen wegen des Virus kaum noch ausgehen. Das Unternehmen warnte seine Investoren jedoch, dass der Boom wohl nur vorübergehend sei - mit dem Ende der Pandemie dürfte auch das Wachstum wieder abflauen. In der zweiten Jahreshälfte rechnet Netflix mit im Jahresvergleich sinkenden Abozahlen. Im laufenden Quartal erwartet der Videodienst 7,5 Millionen Neukunden.
Mit der im März angelaufenen Serie "Tiger King" gelang Netflix ein großer viraler Hit. Die bizarre Dokumentation über exzentrische Liebhaber von Großkatzen wie Tigern und Löwen wurde in den ersten vier Wochen nach dem Start bereits von 64 Millionen Nutzerkonten aus angeschaut. Auch andere Produktionen wie der Film "Spenser Confidential" oder die neuen Staffeln des Krimi-Dramas "Ozark" und der spanischen Serie "Money Heist" liefen laut Netflfix gut an.
Der 1997 im kalifornischen Los Gatos gegründete Konzern befindet sich auf einer der größten Erfolgswellen seiner Unternehmensgeschichte. An der Börse hat die Aktie von Netflix - bei einem allgemeinen Kurssturz - in diesem Jahr schon um über 36 Prozent zugelegt und zuletzt neue Rekordhochs geknackt. Mit einem Börsenwert von knapp 190 Milliarden Dollar wurde sogar der US-Unterhaltungsriese Walt Disney überholt, der im Winter noch doppelt soviel wert war wie Netflix.
Experten gehen davon aus, dass der Höhenflug noch etwas anhalten wird. Die durch den Virus-Ausbruch bedingte "Stay-at-home"-Ära dürfte dafür sorgen, dass Netflix seinen Vorsprung im Streaming-Markt noch weiter ausbaut, meint Analyst Brian Russo von der Credit Suisse (Credit Suisse (CS)). Die Konkurrenz sei noch nicht global genug aufgestellt, um im gleichen Maße vom Trend zu profitieren.
Der große Rivale Disney+ boomt zwar ebenfalls stark - vorletzte Woche gab er bekannt, nur fünf Monate nach dem Start bereits 50 Millionen zahlende Abonnenten zu haben. Disney lockt allerdings - neben beliebten Produktionen wie der "Star-Wars"-Serie "The Mandalorian" - auch mit günstigen Aktionspreisen.
Der Abstand zu Netflix dürfte vorerst groß bleiben. Denn während der Marktführer seit über zehn Jahren im Geschäft und in über 190 Ländern weltweit vertreten ist, hat die internationale Expansion von Disney+ gerade erst begonnen. Anders als Disney betreibt Netflix bislang zudem keine anderen Geschäftsfelder wie Themenparks oder Kreuzfahrten, die stark unter der Corona-Krise leiden.
Netflix nach Rekordquartal auf Rekordhoch - und wieder zurück
Nachbörslich legte die Netflix-Aktie am Dienstag zeitweise bis zu 12 Prozent zu und erreichte dabei ein neues Rekordhoch. An diesem Mittwoch im Nasdaq-Handel gab der Kurs letztlich um 2,86 Prozent nach auf 421,42 US-Dollar.
Die Corona-Pandemie und Serienhits wie "Tiger King" hatten dem Online-Videodienst zu seinem bislang stärksten Quartal verholfen. In den drei Monaten bis Ende März schoss die Anzahl der Bezahlabos weltweit um 15,8 Millionen in die Höhe. Es war das Vierteljahr mit dem größten Kundenandrang und übertraf sowohl die eigene Prognose als auch die Erwartungen der Wall-Street-Analysten bei Weitem.
Allerdings waren die Erwartungen an der Börse im Vorfeld schon stark gestiegen: Vom Tief nach dem weltweiten Börsen-Crash Mitte März unter 300 Dollar bis zum Donnerstag vergangener Woche war der Aktienkurs um mehr als 50 Prozent nach oben geschnellt. Anschließend hatten die Aktien oberhalb von etwa 415 Dollar stark geschwankt. "Mit Blick auf die Aktien war wohl schon viel eingepreist", vermutete Analyst Mark Mahaney von der Bank RBC.
Die Zahlen von Netflix aber seien "stark" gewesen, das Unternehmen habe "geliefert", so Mahaney. Außer in der Region USA und Kanada habe Netflix in allen drei anderen Regionen neue Abo-Rekorde erzielt. Und das erste Quartal 2020 dürfte noch nicht alles gewesen sein. Der Experte rechnet auch im weiteren Verlauf des Jahres mit steigenden Abonnement-Zahlen. Weltweit dürften 2020 noch einmal mindestens 30 Millionen neue Nutzer hinzukommen.
Einen "Kantersieg" nannte Eric Sheridan von der Bank UBS das starke Wachstum der Abonnements. Mit 15,8 Millionen neuen Nutzern habe Netflix seine Annahme von 9,5 Millionen bei weitem übertroffen - und noch deutlicher die eigene Prognose von 7 Millionen neuen Abos. Lob fand der Experte auch dafür, dass das Management Sorgen um eine im zweiten Halbjahr womöglich unterbrochen Produktion von Inhalten klein gehalten habe. Schaue man weiter in die Zukunft der mobilen und Heimnutzung digitaler Medien, so zählt Netflix Sheridan zufolge sicher zu den am besten positionierten Anbietern.
/hbr/DP/zb
LOS GATOS (dpa-AFX)
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