Südzucker-Aktie stürzt ab 20.03.2015 08:50:37

Zuckerproduzenten drohen wohl massive Schadensersatzklagen

Wie das Handelsblatt berichtet, prüfen nun Einzelhändler und Firmen der Süßwarenindustrie Schadensersatzklagen. Erste Klagen, etwa des Pfefferminzbonbon-Herstellers Vivil, seien bereits bei Gericht eingereicht. Insgesamt 94 Unternehmen, darunter Kekshersteller Lambertz, hätten Akteneinsicht beim deutschen Bundeskartellamt beantragt.

   Die im MDAX notierte Südzucker AG bestätigte Dow Jones Newswires, dass nach der Einigung mit dem Kartellamt Ansprüche auf Schadensersatz angemeldet worden seien und es auch bereits Klagen gebe. Angaben zur Höhe machte der Unternehmenssprecher nicht. Die für das am 28. Februar abgelaufene Geschäftsjahr 2014/15 gebildeten Rückstellungen für Prozesse und Risikovorsorge würden auf der Bilanzpressekonferenz im Mai genannt, sagte er und verwies darauf, dass diese im Jahr zuvor auf 133 von 142 Millionen Euro verringert worden seien.

   Die Forderungen könnten sich auf drei Milliarden Euro belaufen, schreibt das Handelsblatt unter Berufung auf Branchenkreise. Die Zeitung rechnet vor, dass der Zuckerumsatz in Deutschland im Jahr bei gut 2 Milliarden Euro liegt. Zehn Prozent des Umsatzes - so viel hat das Zuckerkartell durch illegale Absprachen in etwa auf die Preise aufgeschlagen - sind 200 Millionen Euro. Multipliziert mit 15 Jahren, dem Zeitraum, in dem das Kartell bestand hatte, ergibt sich ein Gesamtschaden von 3 Milliarden Euro, so die Zeitung.

   Das Bundeskartellamt hatte den im Kartell organisierten Unternehmen im Februar vergangenen Jahres Bußgelder von insgesamt rund 280 Millionen Euro auferlegt. Auf Südzucker entfiel der Löwenanteil von 195,5 Millionen Euro, wie das Unternehmen seinerzeit separat mitteilte. Die Nordzucker AG hatte mit dem Bundeskartellamt im Rahmen der Bonusregelung umfassend kooperiert und daher einen weitreichenden Bußgelderlass erhalten. Die Aktie des deutschen Zuckerproduzenten rutschte am Freitag kräftig ab. Zeitweise verloren die Südzucker-Papiere über acht Prozent an der Frankfurter Börse.

   "Die Zuckerhersteller haben ein 'Gebietskartell' gegründet und sich über viele Jahre darüber abgesprochen, sich beim Vertrieb von Zucker in Deutschland im Wesentlichen auf ihr angestammtes Gebiet zu beschränken und den anderen Kartellbeteiligten nicht in die Quere zu kommen", erklärte Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt seinerzeit. "Zuckermengen wurden eher ins Ausland exportiert, als dass sie an Kunden im Gebiet der Wettbewerber abgesetzt wurden." Die Absprachen hätten sich auf Zucker für die weiterverarbeitende Industrie und Haushaltszucker bezogen.

   Die Südzucker-Aktie dürfte die bevorstehende Klagewelle belasten. "Südzucker hat bislang nur 133 Millionen Euro an Rückstellungen gebildet für mögliche Klagen", sagt ein Händler. Das reiche aber womöglich nicht aus, was Investoren "schockieren" könnte. Der Bericht sei "sehr negativ für das Sentiment". Hinzu kämen die wieder fallenden Zuckerpreise, sagt ein anderer Händler. Nach einer Stabilisierung habe der Zucker-Future seit Mitte Januar von 26 auf 24 US-Dollar kontinuierlich nachgegeben.

   DJG/mgo/bam/jhe

   Dow Jones Newswires

  FRANKFURT (Dow Jones)

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