23.03.2016 11:05:46

Wirtschaftsweise: Deutschland trotzt Schwellenländer-Schlamassel

   Von Christian Grimm

   BERLIN (Dow Jones)-- Die großen Probleme einstiger Wachstumschampions wie China, Brasilien und Russland werden die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen nicht nach unten ziehen. Die fünf Konjunkturexperten sehen die Konjunktur in diesem und im nächsten Jahr intakt.

   Für das 2016 senkten die Ökonomen ihre Vorhersage vom November nur minimal - statt um 1,6 dürfte die Wirtschaft um 1,5 Prozent zulegen. Im kommenden Jahr wird wohl ein Plus von 1,6 Prozent erreicht. "Der Aufschwung in Deutschland setzt sich somit fort", fassten die Sachverständigen in ihrem neuen Konjunkturbericht vom Mittwoch die Lage zusammen.

   Zwar gebe es in einigen Schwellenländern und rohstoffexportierenden Volkswirtschaften Schwierigkeiten, aber "der Sachverständigenrat sieht derzeit kaum Anzeichen für ein Negativszenario". Denn die Erholung in den Industrieländern hält aus Sicht der Wirtschaftsprofessoren an.

Deutschland ein Konsummärchen In Deutschland wird die solide Entwicklung immer stärker von der Binnenwirtschaft getragen. Verbraucher in Kauflaune, höhere staatliche Ausgaben, eine ultra-lockere Geldpolitik und der Personalbedarf der Unternehmen treiben die Wirtschaft nach vorn. Der Außenhandel wird hingegen laut Sachverständigenrat 2016 und 2017 keinen Wachstumsbeitrag leisten.

   Die mäßige Investitionsbereitschaft der deutschen Firmen bleibt die Schwachstelle der größten Volkswirtschaft Europas. Die Ausrüstungsinvestitionen in neue Maschinen und Fahrzeuge werden nach der Prognose um 3 und 4 Prozent im laufenden und nächsten Jahr klettern. Das ist schwächer als in den beiden Jahren zuvor.

Ein Silberstreif für Draghi Die Situation der europäischen Partner ist für die hiesigen Unternehmen kein Grund für Euphorie, aber auch kein Grund für tiefe Sorgenfalten. Das Wachstum im Euroraum sieht das Professorengremium 2016 und 2017 bei jeweils 1,5 Prozent. Für EZB-Präsident Mario Draghi sehen die Gelehrten einen Silberstreif am Horizont. Die Teuerung könnte sich 2017 auf 1,1 Prozent berappeln. Dieses Jahr muss Draghi aber noch eine Durststrecke überwinden. Die Sachverständigen nahmen ihre Inflationsschätzung um 0,9 Prozentpunkte auf 0,2 Prozent herunter.

   Ungeachtet neuer Belastungen durch die nach Europa und vor allem nach Deutschland strömenden Flüchtlinge gehen die Sachverständigen davon aus, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) 2016 und 2017 einen gesamtstaatlichen Überschuss von je 8 Milliarden Euro verbuchen kann. "Insgesamt erscheinen die Mehrausgaben im Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingsmigration nach wie vor ohne neue Schulden oder Steuererhöhungen finanzierbar", glauben die fünf Wirtschaftsweisen.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/chg/apo

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   March 23, 2016 06:00 ET (10:00 GMT)

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