23.10.2013 12:45:00
|
Wirtschaftsnobelpreisträger Arrow: "Glaube spielt eine große Rolle"
"Arrow ist einer der einflussreichsten Ökonomen unserer Zeit", betonte Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny am Dienstagnachmittag in seiner Begrüßungsrede. Die Bandbreite seiner Arbeit sei groß und vor allem seine Arbeiten über asymmetrische Informationen für "uns als Zentralbanker sehr bedeutend."
Bereits 2003 stellte Arrow in einer Konferenz, die Wifo-Chef Karl Aiginger im Rahmen seiner Professur an der Stanford University organisierte, eine ökonomische Agenda für das 21. Jahrhundert auf. Dabei formulierte er mehrere Prioritäten für eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik, wie die Verringerung der Einkommensunterschiede durch das Steuersystem, Konjunkturbelebung durch Geld- und Fiskalpolitik, Stabilisierung des Finanzsystems durch Regulierung und Verringerung von Manipulationen das Bankensystems und Maßnahmen gegen den Klimawandel.
"Unglücklicherweise kann ich keinen Punkt von dieser Agenda nehmen", meinte der Nobelpreisträger. Viele dieser Probleme hätten sich in den letzten zehn Jahren verschlechtert, und im Finanzsektor gebe es enormen Widerstand gegen Veränderungen.
"Wäre die Politik seiner Agenda gefolgt, könnten wir heute in einer besseren Welt leben", betonte Wifo-Chef Aiginger. Der Übergang sei ein sehr schwieriger, die Probleme könnten nur in einer langfristigen Strategie gelöst werden. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass es zu politischen Rückschlägen kommt.
Aiginger warf auch die Frage auf, warum die Menschen dauernd gegen ihre eigenen finanziellen Interessen abstimmen und warum Regierungen immer daran scheitern, ihre eigenen Ziele zu erreichen, speziell soziale und ökologische. Und das obwohl sie in Europa zu 50 Prozent und in den USA zu 40 Prozent an den Wirtschaftsaktivitäten beteiligt seien. Reichtum von Personen alleine sei nicht das Problem, sondern eher die Frage, "kann ich damit politische Macht kaufen", meinte Arrow in diesem Zusammenhang.
Arrow war 1972 mit damals 50 Jahren der bisher jüngste Nobelpreisträger für Ökonomie. Er ist Autor unzähliger bahnbrechender Beiträge zur Allgemeinen Gleichgewichtstheorie und zur Theorie kollektiver Entscheidungen. Seinen Wiener Vortrag widmete er dem Thema "Knowledge, Belief and the Economic System" ("Wissen, Glauben und das Wirtschaftssystem").
Prognosen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung seien wichtig, weil davon Investitionen abhängen, betonte Arrow. Eine Schwierigkeit stelle dabei die "Zirkularität" der Vorhersagen dar. Darunter versteht Arrow Voraussagen, die sich wiederum auf andere Voraussagen, und diese wieder auf weitere Voraussagen usw. beziehen. Schon ein anderer US-Ökonom, John Maynard Keynes, habe festgehalten, dass Investitionen auf gegenseitigen Erwartungen aufgebaut seien. Dieses Modell sei aber noch von niemanden ausgearbeitet worden, "auch von mir nicht", so Arrow.
(Forts.) ggr
WEB http://www.oenb.at/
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!