23.10.2013 12:45:00
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Wirtschaftsnobelpreisträger Arrow: Neben "Glauben" Informationen wichtig
Märkte werden unter anderem durch die Bevölkerungsentwicklung oder auch Naturkatastrophen beeinflusst. Auch Innovationen spielten hier eine Rolle. Zentral sei dabei auch, dass es keine Märkte für zukünftige Produkte gebe. Man könne etwa Stahl nicht fünf Jahre im Voraus handeln. Eine Ausnahme stelle dabei bis zu einem bestimmte Ausmaß der Agrarbereich dar. Sehr "sonderbar" ist laut Arrow das Konzept des "Arbeitsmarktes". Hier würden sich Leute zwar im selben Markt befinden, hätten aber ganz unterschiedliche Informationen und Fähigkeiten.
Wertpapiermärkte wie Börsen seien derzeit die besten Prognose-Märkte. Die New Yorker Börse - abgebildet im Dow Jones-Index - etwa sei ein eher stabiler Markt. "Wenn Nachrichten den Glauben an einem Tag um einen Prozent verändern, ist das schon viel", meinte Arrow.
Der Zusammenhang von Glauben und Informationen habe auch Implikationen für die derzeitige Funktion der Finanzmärkte. So sei etwa die Doktrin "too big to fail" nicht nur eine Frage der Größe. Die Akzeptanz dieser Doktrin werfe zusätzliche das Problem des "moral hazard" auf - weil sich die betroffenen Institute ja auf ihre Rettung verlassen können.
Als weitere Konsequenz habe sich ergeben, dass sich ein "Run" auf die Banken in moderner Form jetzt nicht mehr in der Bevölkerung sondern bei den Investmentbanken abspiele, indem sie sich gegenseitig keine Kredite mehr gewähren. "Die heutigen Bank-Runs sind anders, die Beteiligten haben ein hohes Wissen über die Märkte", so Arrow. Das sei auch am Beispiel Griechenland erkennbar gewesen. Die Märkte seien trotz des kollektiven Wissens nicht in der Lage gewesen, mit diesem Problem richtig umzugehen.
"Wenn es einen Kollaps gibt, wissen wir, was zu tun ist", sagte Arrow. Der Ex-Chef der US-Notenbank Fed, Alan Greenspan, etwa hätte einfache Regeln gehabt, um auf Systemprobleme zu reagieren. Die Vereinfachung von komplexen System berge allerdings die Gefahr in sich, dass schon kleine Eingabefehler das Ergebnis stark beeinflussen könnten.
Möglichen Instabilitäten auf den Märkten sollte durch Regulierungen, Vereinfachungen und durch höhere Kapitalerfordernisse begegnet werden. "Risiken sollen von den Aktionären getragen werden, das ist ein ziemlich wichtiger Punkt", betonte Arrow.
In Europa sei ein neuer Wachstumspfad mit sozialen und ökologischen Komponenten notwendig und machbar, betonte Wifo-Chef Karl Aiginger. Ein solcher neuer Wachstumpfad müsse sehr viel anders sein, als der derzeitige, weil es bisher keiner Volkswirtschaft gelungen sei, auf der einen Seite zu wachsen und zur gleichen Zeit den Energiekonsum und damit Treibhausemissionen erheblich zu reduzieren. Weiters sei keine stagnierende oder schrumpfende Volkswirtschaft bisher in der Lage, Beschäftigung zu erhöhen. Auch würde der Einkommensunterschied zwischen Europa und den USA nicht zurückgehen. Dazu bedarf es eine Strategie, die auf Innovation und besserer Bildung für alle basieren müsse - und hoffentlich auch einem öffentlichen Sektor, der effizienter soziale und ökologische Ziele unterstützt.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des vom Wifo koordinierten und von der EU-Kommission finanzierten Projektes "WWWforEurope - Welfare, Wealth and Work for Europe" stattfand - ein Projekt, dass von Kenneth Arrow inspiriert wurde. Die drei W stehen für Wohlfahrt, Wachstum und Beschäftigung.
(Schluss) ggr/tsk
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