11.09.2014 13:27:00
|
Wirtschaftsdelegierter: "Bin für Polen sehr optimistisch"
Die 100 Milliarden Euro an EU-Förderungen bedeuten "zwischen einem halben und eineinhalb Prozent Wirtschaftswachstum" pro Jahr, sagte Kopp.
In Polen habe, nicht zuletzt dank der starken ausländischen Direktinvestitionen, ein veritables Wirtschaftswunder" stattgefunden, sagte Kopp. "Es ist Polen in den letzten zehn Jahren verstärkt gelungen, Teil der globalen Supply Chain zu werden." Inzwischen exportiere das Land mehr Waren als es importiere. Polen habe wettbewerbsfähige Produkte, die es auch zu wettbewerbsfähigen Preisen verkaufen könne.
Noch sei Polen ein Niedriglohnland, das Pro-Kopf-Einkommen sei niedriger als in Tschechien oder Slowenien, die Kaufkraft sei etwa halb so hoch wie in Österreich. Die nächste Herausforderung sei nun, auch die Effizienz zu verbessern und verstärkt in Forschung und Entwicklung zu investieren, damit mehr Mehrwert in Polen generiert wird.
Einen Dämpfer habe Polen durch die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise erhalten, "da haben auch die Polen gemerkt, dass sie nicht unverwundbar sind". Das Land habe die Krise aber gut überstanden, "durch eine Mischung aus Glück und Können". Man habe manche Fehler - Kreditblase, Fremdwährungskredite - anderer Länder vermieden, aber auch geldpolitisch durch Zinssenkungen geschickt gegengesteuert. Auch habe das Land davon profitiert, dass es nicht Mitglied der Eurozone sei. "In der aktuellen Situation ist es für Polen viel angenehmer, eine eigene Geldpolitik machen zu können." Der aktuelle Referenz-Zinssatz in Polen betrage 2,5 Prozent, "das ist relativ komfortabel, man kann sowohl nach oben als nach unten was machen".
Polens Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 3,3 Prozent gewachsen - und Wachstumsraten über 3 Prozent würden die Polen erfahrungsgemäß auch ausgabenfreudig stimmen und den Privatkonsum ankurbeln. "Bei über 3 Prozent Wirtschaftswachstum fühlt sich der Konsument wohl, unter 3 Prozent machen sich alle Sorgen." Sollte das Wachstum also unter 3 Prozent fallen, werde auch der Konsum überproportional zurückgehen.
Am Bankensektor herrsche in Polen ein starker Verdrängungswettbewerb, erklärte Kopp - so seien etwa für Raiffeisen die Margen in Russland höher als in Polen. Der Vorteil sei, dass das Geschäft für die Banken relativ stabil sei - "das Problem ist dort aber immer die Ansteckung. Wenn es Raiffeisen in der Ukraine schlecht geht oder in Russland schlecht ginge, dann kann das relativ schnell auf Polen umschlagen."
Von der Russland/Ukraine-Krise sei Polen stärker betroffen als andere Länder, sagte der Wirtschaftsdelegierte. Polen sei ein starker Agrarexporteur und Russland ein wichtiger Handelspartner. "Meine Schätzung ist, dass das polnische BIP durch die Russlandkrise zwischen 0,2 und 0,4 Prozent des BIP an Wachstum verlieren wird.
(Schluss) ivn/stf
WEB http://wko.at

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!