11.09.2013 14:46:31

Wintershall-Chef wirbt für Fracking

   Von Jan Hromadko

   MÜNCHEN--Deutschland sollte sich nach den Worten von Wintershall-Chef Rainer Seele gut überlegen, ob es sich einen Verzicht auf die Förderung von Schiefergas leisten kann. Schiefergas wäre eine großartige Chance für Deutschland, sagte der Chef der BASF-Tochter Wintershall, dem größten Öl- und Gasproduzenten des Landes.

   Den Energiemarkt in den USA hat diese unkonventionelle Erdgasquelle auf den Kopf gestellt, in Deutschland ist die Schiefergas-Förderung aber umstritten, weil sie das sogenannte "Hydraulic Fracturing" oder kurz "Fracking" erforderlich macht. Denn über reine Bohrungen ist an die unkonventionellen Erdgasdepots nicht heranzukommen. Beim Fracking werden große Mengen Wasser und Chemikalien in den Boden gepumpt, um die Felsformationen aufzubrechen und das dort eingeschlossene Gas zu befreien.

   Seele räumte ein, dass die Produktion von Schiefergas in Deutschland den heimischen Energiemarkt nicht so umwälzen würde, wie das in den USA der Fall war. Dort sind die Gaspreise in den letzten Jahren massiv gefallen. Die USA sind zudem drauf und dran, der größte Gasproduzent der Welt zu werden. Allerdings könne Schiefergas dazu beitragen, die heimische Erdgasförderung für mindestens 100 Jahre stabil zu halten.

   Bis 2022 wird Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen sein, zudem werden die meisten mit fossilen Energieträgern gespeisten Kraftwerke durch "grüne" Energieerzeugung wie Windkraft und Solarenergie ersetzt. Die Energieerzeugung mittels Gas verursacht einen geringeren Ausstoß von Kohlendioxid, weshalb Gas als akzeptable Energiereserve für den Strom aus erneuerbaren Quellen angesehen wird.

   Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hatte vergangenes Jahr mitgeteilt, dass das Land über beträchtliche Schiefergasreserven verfüge, die theoretisch die Gasversorgung für die nächsten 10 Jahre sicherstellen und die Abhängigkeit Deutschlands von Energieimporten deutlich reduzieren könnte.

   Seele kritisierte die heftige Ablehnung der Fracking-Technologie durch weite Teile der deutschen Bevölkerung aus Angst vor Umweltschäden. Viele Leute wüssten gar nicht, dass rund ein Drittel der heimischen Gasproduktion nur durch die Anwendung von Fracking möglich sei.

   Er fügte hinzu, dass ein großer Teil des Gases als sogenanntes "Tight Gas" gespeichert ist. Das bedeutet, es ist in extrem dichten Felsformationen gefangen. Diese Lagerstätten liegen im Gegensatz zu Schiefergas sehr viel tiefer und damit weit entfernt von Grundwasserreservoirs.

   Die Kontroverse um Schiefergas und Fracking habe geradezu zu einer Verbannung der Technologie geführt aus Angst vor einem öffentlichen Aufschrei, kritisierte Seele. Die Behörden hätten seit Mitte 2011 keine Fracking-Anträge mehr genehmigt, was den Rückgang der heimischen Gasproduktion noch beschleunige. Wegen des Fracking-Banns sei die Gasförderung in Deutschland so stark gesunken, dass sie nur noch 12 Prozent des gesamten Verbrauchs abdecke.

   Der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG) teilte im August mit, dass die heimische Gasproduktion in der ersten Jahreshälfte um weitere 10 Prozent im Vorjahresvergleich gefallen sei. Der Lobbyverband machte dafür auch die fehlenden Genehmigungen für die Anwendung der Fracking-Technologie verantwortlich.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   September 11, 2013 08:14 ET (12:14 GMT)

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