Aufsichtsrat entscheidet 17.04.2015 14:20:00

Winterkorn bleibt Volkswagen-Chef - Folgt Vertragsverlängerung?

Das teilte die Volkswagen AG am Freitag in Wolfsburg mit. Und damit nicht genug. Das Präsidium des Konzernaufsichtsrats legte am Freitag direkt nach und lobte Winterkorn in den höchsten Tönen: Er sei "der bestmögliche Vorsitzende des Vorstands". Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der die Debatte um die VW-Spitze ausgelöst hatte und Winterkorn öffentlich das Vertrauen entzogen hatte, muss nun wohl seine Niederlage eingestehen.

Damit überhaupt keine weitere Diskussion an der Entscheidung des VW-Aufsichtsrats entsteht, könnte Winterkorn womöglich sogar über das Jahr 2016 hinaus bei VW bleiben. Das Gremium lege "großen Wert darauf", dass Winterkorn "seine Funktion als Vorsitzender des Vorstands auch weiterhin so aktiv und erfolgreich wie bisher verfolgt", heißt es in der Erklärung weiter. Winterkorn habe "die uneingeschränkte Unterstützung" des Aufsichtsratspräsidiums. Die Mitglieder des Gremiums kündigten darüber hinaus an, Winterkorns bis zum Ende des Jahres 2016 laufenden Vertrag zu verlängern: "Das Präsidium wird dem Aufsichtsrat jetzt vorschlagen, den Vertrag von Herrn Professor Dr. Winterkorn in der Februar-Aufsichtsratssitzung des Jahres 2016 zu verlängern."

VW-Anleger nehmen Entscheidung mit Erleichterung auf

Der Kontrakt des bestbezahlten DAX-Managers läuft nach bisherigem Stand Ende 2016 aus. Die Börse nahm das Ende der Führungskrise mit Erleichterung auf. Mit einem Plus von 1,49 Prozent setzten sich Papiere von VW an die DAX-Spitze.

Die VW-Führung äußerte sich am heutigen Freitag zum ersten Mal in dem seit knapp einer Woche schwelenden Machtkampf. Am Donnerstag war der engste Kreis des Volkswagen-Aufsichtsrats bei einer Sondersitzung in Salzburg zusammengekommen. Auch Winterkorn war mit von der Partie. Am Abend saß er dann mit Betriebsratschef Bernd Osterloh auf der Tribüne beim Europa-League-Spiel des VfL Wolfsburg gegen den SSC Neapel.

Bei dem Sondertreffen in Salzburg ging es nach dpa-Informationen auch um strategische Fragen rund um den Kurs des Vorstands. VW hat derzeit etwa massive Probleme auf dem wichtigen US-Markt. Das Aufsichtsrats-Präsidium bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor. Das Sextett bilden: Piëch (Vorsitz), Berthold Huber von der IG Metall (Vize-Vorsitz), VW-Konzernbetriebsratschef Osterloh, der Sprecher des Porsche-Familienzweigs, Wolfgang Porsche, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Osterloh-Vize Stephan Wolf.

Winterkorn galt als Piëch-Nachfolger im Aufsichtsrat

Winterkorn galt bis zu der Piëch-Kritik als gesetzter Nachfolger des VW-Patriarchen als Chefkontrolleur. Neben der Distanz-Ansage zitierte der "Spiegel" Piëch auch mit den Worten: "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen." Mit der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat und den zwei Vertretern des VW-Großaktionärs Niedersachsen auf der Kapitalseite hatte sich aber eine Allianz zu Winterkorn bekannt. Der Sprecher des Porsche-Familienzweigs, Wolfgang Porsche, hatte Piëchs Äußerungen als "Privatmeinung" bezeichnet. Einen Treueschwur für Winterkorn sprach Wolfgang Porsche aber nicht aus.

Damit wirkt der Volkswagen-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch wie der Verlierer des Machtkampfs um die Führung bei Europas größtem Automobilhersteller. Piëch war vor einer Woche öffentlich von Vorstandschef Martin Winterkorn abgerückt. "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn", sagte er dem Spiegel und löste damit Spekulationen über einen schnellen Abgang des Konzernchefs aus. Arbeitnehmervertreter und das Land Niedersachsen, das Großaktionär bei Volkswagen ist, kritisierten Piëchs Aussage und demonstrierten Unterstützung für Winterkorn.


Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.at mit Material von dpa-AFX und Dow Jones

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