Erklärungsnot wächst |
18.06.2015 10:34:42
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PNE Wind-Aktie verliert kräftig: Razzia bei Hauptversammlung
Das Unternehmen, das zu knapp 16 Prozent in der Hand von Vorstand und Aufsichtsrat liegt, war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Neben den Anteilen des Vorstandes und der Kontrolleure liegt der Rest der PNE-Aktien in Streubesitz. Seit März büßte die PNE-Aktie rund 15 Prozent an Wert ein. Damals erklärte die Firma, 2014 mit rund 13 Millionen Euro Verlust beendet zu haben. Für das Jahr sollte daher, so der Plan, keine Dividende ausgeschüttet werden.
Zudem hatte die PNE bereits Ende 2014 mitgeteilt, dass die Gruppe ihr Aufsichtsratsmitglied Volker Friedrichsen abberufen wollte und ihm eine Mandatsniederlegung nahelegte. Hintergrund seien mehrere, teils dauerhafte Interessenkonflikte, hieß es damals in den Mitteilungen.
Die Vertrauensprobleme mit dem Kontrollgremium gipfelten Anfang Mai in einer Mitteilung, wonach der Aufsichtsrat mehrheitlich beschloss, der Hauptversammlung vorzuschlagen, die Kontrolleursmitglieder Volker Friedrichsen, Astrid Zielke und Peter Baron von le Fort abzuberufen.
Nach Informationen des "Handelsblattes" (Donnerstag) tobt bei dem Windparkbauer ein Streit um die Macht im Unternehmen. Großaktionär Volker Friedrichsen sei davon überzeugt, dass Vorstandschef Martin Billhardt und Aufsichtsratschef Dieter Kuprian zulasten von PNE Wind gemeinsame Sache machten. Bei den Polizeiermittlungen gehe es jetzt auch um die Frage, ob das amtierende Management des Windparkbauers die Hauptversammlung künstlich in die Länge gezogen habe, um ein unliebsames Abstimmungsergebnis nicht veröffentlichen zu müssen.
Die Anklagebehörde in Stade wollte weitere Details ihrer Vorermittlung mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht nennen. Für den im Raum stehenden Straftatbestand der Urkundenunterdrückung stehen Geldstrafe oder sogar bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.
Das "Handelsblatt" schreibt, Polizisten hätten noch kurz nach Mitternacht die Stimmkarten der Aktionäre beschlagnahmt, da der Vorwurf der Wahlfälschung im Raum gestanden habe. PNE hatte dagegen lediglich bekanntgegeben, seine Hauptversammlung nicht über die Bühne gebracht zu haben, da schlicht keine Ergebnisse zustande kamen. Die PNE-Pressestelle war am Mittwoch stundenlang nicht erreichbar. Der Konzern erklärte, die Verantwortlichen seien länger in Sitzungen.
Im vergangenen Jahr war PNE in die roten Zahlen gerutscht. Während der Umsatz im Vorjahresvergleich um rund die Hälfte auf 211 Millionen Euro stieg, brach der Überschuss massiv ein. Unter dem Strich stehen 13 Millionen Euro Verlust, nachdem 2013 noch 41 Millionen Euro Gewinn zusammengekommen waren. PNE erklärte, dass in 2013 einerseits der Verkauf von Hochsee-Windkraftprojekten für einen rund 45 Millionen Euro hohen Einmaleffekt gesorgt und zudem unerwartete Abschreibungen auf eine Tochter "im größeren einstelligen Millionenbereich" zu Buche geschlagen hätten. Der Konzern plante daher ohne eine Dividende.
Laut Geschäftsbericht kassierte der Aufsichtsrat 2014 fast 900 000 Euro Saläre. Die PNE zahlt darüber hinaus sämtlichen Aufsichtsräten eine Haftpflichtversicherung für mögliche Vermögensschäden.
Die Windkraft - ob nun auf hoher See oder an Land - ist seit Jahren hoch umstritten und ein Spielball der Politik. Insolvenzen wie die der Windenergiefirma Prokon oder die Probleme des Offshore-Pioniers Bard zeigten, dass Vertrauen in die Windkraft riskant sein kann.
In Niedersachsen plant die rot-grüne Regierung, den Planungsrahmen für die Windkraft per Erlass neu zu regeln, um die Energiewende zu stützen. Die Verbände haben bis zu diesem Freitag Zeit, ihre Bedenken und Wünsche einzubringen. Nach dem Sommer soll der Erlass greifen.
/loh/DP/zbCUXHAVEN/HANNOVER (dpa-AFX)
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