15.05.2014 12:11:00

Wifo: Österreichs Wachstum wird sich beschleunigen, Prognose hält

Anders als in Deutschland wird sich in Österreich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Quartalen weiter leicht beschleunigen und damit die BIP-Prognose von 1,7 Prozent Plus im Gesamtjahr 2014 halten. Dies sagte Wifo-Experte Marcus Scheiblecker am Donnerstag zur APA. Gebremst werde die Konjunktur, konkret der Privatkonsum, durch die Budgetkonsolidierung, also etwa die Steuererhöhungen von März.

"In Österreich wird das Wachstum zunehmen. Die Wirtschaft geht doch eher aufwärts, und wir sollten in den kommenden Vierteljahren etwas höhere Raten sehen", kommentierte Scheiblecker den laut Wifo-Schnellschätzung im 1. Quartal mit real 0,3 Prozent Plus gegenüber dem Vorquartal noch recht verhaltenen Anstieg.

Für unser Land zeige sich "keine Abschwächung" - anders als in Deutschland: Für unseren Haupthandelspartner rechnet der Wifo-Experte mit einem Rückschlag im 2. Quartal, die 0,8 Prozent Zuwachs zum Jahresauftakt seien vermutlich eine einmalige Sache. Das sehen auch deutsche Experten so, die mit einer Abschwächung auf sogar 0,3 Prozent bis Juni rechnen.

Wenn das BIP in Österreich in den Folgequartalen jeweils um 0,6 Prozent zulegt, dann werde es sich für heuer mit den 1,7 Prozent Realwachstum laut der letzten Prognose von Wifo und IHS von März "knapp ausgehen", so Scheiblecker. An frühere Konjunkturzyklen würden die Quartalsraten damit aber nicht heranreichen. Auch IWF und OECD sagten der Alpenrepublik zuletzt für heuer und 2015 jeweils 1,7 Prozent Wirtschaftswachstum vorher.

Belastet werde die heimische Konjunktur durch die Wirtschaftspolitik, so Scheiblecker. Die netto verfügbaren Realeinkommen würden nämlich durch die jüngsten Steuererhöhungen in Mitleidenschaft gezogen - bezogen auf die Teuerungsrate werde der Effekt noch fast ein Jahr anhalten. Seit März sind die Erhöhungen bei Tabak- und Alkoholsteuer sowie der motorbezogenen Versicherungssteuer wirksam - dies trägt bis zu 0,2 Prozentpunkte zur Teuerung bei, hatte Wifo-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly dazu erläutert. Im März wies Österreich mit 1,6 Prozent EU-weit die höchste (HVPI-)Inflation auf (zusammen mit Rumänien), im Februar lag Österreich in der Eurozone vorn und EU-weit gleich hinter den Briten.

Für die Investitionsnachfrage in Österreich, die heuer im 1. Quartal erstmals seit zwei Jahren wieder zugenommen hat, erwartet Scheiblecker "eher eine weitere Beschleunigung", die sich aber auf die Ersatzinvestitionen beschränken könnte. Durch den Rückgang hier im Vorjahr sei nun wieder Handlungsbedarf gegeben, allenfalls aber ohne große Erweiterungsinvestments.

In Österreich wurde der Bausektor durch das milde Wetter im 1. Quartal - anders als in Deutschland - nicht sonderlich angekurbelt, so der Wifo-Experte: "Wenn die Nachfrage nicht da ist, hilft auch ein milder Winter nicht." Für Deutschland haben Fachleute darauf hingewiesen, dass das dortige 0,8-prozentige BIP-Plus von Jänner bis März neben der guten Binnenkonjunktur auch dem milden Winter zu verdanken war. "Wenn man diesen Effekt abzieht, hätte das Plus nur bei 0,5 Prozent gelegen", so Jörg Krämer von der Commerzbank.

In der Eurozone hat das Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn überraschend nicht an Tempo gewonnen. Im 1. Vierteljahr lag das BIP - wie schon Ende 2013 - um 0,2 Prozent höher als im Vorquartal, Experten hatten eine Beschleunigung auf 0,4 Prozent erwartet. Die EU legte im Quartalsabstand um 0,3 Prozent zu, am stärksten wuchsen dabei Polen und Ungarn mit je 1,1 Prozent. In sechs EU-Ländern schrumpfte das BIP, am stärksten in Holland mit -1,4 Prozent; für acht Staaten stehen allerdings noch Daten aus, darunter Griechenland, Irland, Slowenien.

(Schluss) sp/tsk

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