04.04.2016 12:16:00

Wifo -Flüchtlinge am Arbeitsmarkt schwer integrierbar

Für Flüchtlinge ist es schwierig, auf dem österreichischen Arbeitsmarkt unterzukommen. "Der Integrationserfolg von anerkannten Flüchtlingen, die erst seit einigen Jahren in Österreich sind, ist geringer als von anderen Zuwanderungsgruppen wie beispielsweise Arbeitsmigranten", halten Julia Bock-Schappelwein und Peter Huber im aktuellen Monatsbericht des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) fest.

Die insgesamt höhere Qualifikation von schon länger in Österreich lebenden Flüchtlingen werde wiederum aufgrund geringer Sprachkenntnisse selten anerkannt, so die Wirtschaftsforscher. Mangelhaftes Deutsch ist also auch bei besser Ausgebildeten oft der Knackpunkt.

Um lange Stehzeiten außerhalb des Arbeitsmarktes zu vermeiden und die Arbeitsmarktintegration zu verbessern, müssten offene Asylanträge möglichst rasch bearbeitet werden, raten die Wirtschaftsforscher. Fast ebenso wichtig sei es, Deutschkurse anzubieten. Erst mit den entsprechenden Sprachkenntnissen ist auch ein Zugang zur Erstausbildung im Anschluss an die Pflichtschulausbildung (z. B. Lehre) möglich.

62 Prozent der in den vergangenen zehn Jahren (2005 bis 2014) aus Asylgründen Zugewanderten hatten höchstens einen Pflichtschulabschluss, geht aus der Wifo-Studie hervor. Das waren den Angaben zufolge "deutlich mehr" Geringqualifizierte als in früheren Zuwanderungsbewegungen. Die Qualifikationsstruktur habe sich in den vergangenen Jahren verändert, weil sich auch der Zuwanderungsschwerpunkt verlagert habe und verstärkt junge Asylsuchende nach Österreich gekommen seien.

Im Jahr 2014 lag das Ausbildungsniveau der Flüchtlinge aber über dem Zehn-Jahres-Schnitt bis dahin: Fast die Hälfte (46 Prozent) der angekommenen Asylwerber in Österreich verfügte über eine mittlere Qualifikation, also eine abgeschlossene Lehre oder Matura, fast ein Viertel (24 Prozent) hatte sogar einen Studienabschluss. Es kamen überwiegend Männer, die zwischen 20 und 40 Jahre alt waren. Ihre formalen Qualifikationen waren laut Wifo "nur unwesentlich schlechter" als jene der Arbeitsmigranten und entsprachen in etwa jenen der Familienmigranten.

Allerdings seien anerkannte Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt gegenüber anderen Zuwanderungsgruppen "hinsichtlich der faktischen Anerkennung ihrer Qualifikationen benachteiligt", heißt es in dem Wifo-Bericht. 2014 wurde die von den Flüchtlingen selbst genannte Qualifikation bei fast 74 Prozent formal nicht anerkannt.

Die Flüchtlingswelle 2015 infolge der Krise in Syrien und Afghanistan ist in der vorliegenden Untersuchung noch nicht berücksichtigt - mit fast 89.000 Asylanträgen war die Fluchtbewegung nach Österreich im abgelaufenen Jahr so massiv wie seit der Ungarn-Krise 1956 nicht mehr. In den vergangenen Jahren seien verstärkt junge Asylsuchende nach Österreich gekommen.

(Schluss) kre/kan

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