08.07.2014 09:30:00
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Wifo: Energieverbrauchs-Stabilisierung nur mit CO2-Steuer, mehr MÖSt
Die Fortschreibung der bisherigen Maßnahmen (WEM-Szenario) und auch ein Pfad mit einigen wenigen zusätzlichen Maßnahmen (WAM-Szenario) würden beide keine Ziel-Erreichung erlauben. Nur eine ambitioniertere Vorgangsweise (WAM+Szenario) könnte es ermöglichen, den End-Energieverbrauch - wie in der heimischen Energiestrategie vorgesehen - bis 2020 auf unter 1.100 PJ zu halten; danach, bis 2030, würde er aber auch hier bis auf rund 1.150 PJ steigen.
Als Basisszenario (WEM, "with existing measures") sind nur die bisher gültigen Maßnahmen und Politik-Entscheidungen zu Klimaschutz und Energieverbrauch berücksichtigt. Den Effekt zusätzlicher klima- und energiepolitischer Maßnahmen auf die Energienachfrage bis 2030 beschreibt das WAM-Szenario ("with additional measures"), samt Umsetzung der EU-Energieeffizienz-Richtlinie bzw. dem Energieeffizienzgesetz. Über die im "WAM-" enthaltenen Schritte hinaus modelliert das sogenannte "WAM+Szenario" eine Verschärfung der Klimaschutzpolitik, etwa mit einer eine Verteuerung der CO2-Zertifikate, der Einführung einer CO2-Steuer oder einer MÖSt-Anhebung.
Unter den Modellannahmen werde die angestrebte Stabilisierung des Endenergieverbrauchs auf dem Niveau von 2005 in Österreich nicht erreicht, erklären Kurt Kratena, Ina Meyer und Mark Sommer laut neuester Ausgabe der Wifo-Monatsberichte in ihrer Studie. Bei einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent pro Jahr und einer Verbesserung der Energieeffizienz um 1,3 Prozent pro Jahr werde der Anstieg des End-Energieverbrauchs lediglich gedämpft.
"Die Preise von CO2 und Energie müssten daher stärker als in der vorliegenden Modellrechnung angehoben werden, um einen entsprechenden technologischen Fortschritt und nachhaltige Verhaltensänderungen hinsichtlich der Energieeffizienz und des Endenergieverbrauchs zu erzielen", wird betont.
Laut Basisszenario (WEM) würde der gesamte heimische End-Energieverbrauch zunächst auf 1.127 PJ im Jahr 2020 und dann weiter auf 1.251 PJ 2030 ansteigen, immerhin um 16,1 Prozent im Zeitraum 2012 bis 2030. Das WAM-Szenario mit weiteren Maßnahmen geht von 1.111 PJ 2020 und 1.210 PJ 2030 aus, ein Zuwachs von 12,5 Prozent von 2012 bis 2030. Lediglich im ambitionierten WAM+Szenario gelänge es, mit 1.083 PJ unter dem 2020-Ziel von 1.100 PJ zu bleiben; 2030 stünden dann aber auch hier 1.152 PJ zu Buche, ein Plus von 7,4 Prozent von 2012 bis 2030.
Die hohen zusätzlichen Preissignale im WAM+Szenario sollen, so die Wifo-Experten, nicht nur die Energienachfrage dämpfen, sondern auch eine Steigerung der Energieeffizienz der energieverbrauchenden Kapitalstöcke und Produktionsprozesse zur Folge haben. Die Steigerung der Energieeffizienz trage somit zur Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch bei. Durch den Rebound-Effekt erhöhe sich aber der Verbrauch infolge der relativen Verbilligung der Energiedienstleistungen, geben die Wifo-Leute zu bedenken.
Die Energieeffizienz je Produktionseinheit verbessere sich im WAM+Szenario wesentlich stärker als im WAM-Szenario, vor allem wegen der CO2- und Energiepreis-Signale, so die Fachleute. Im WAM+Modell habe die Steigerung der Energieeffizienz positive Wirkungen auf das BIP, diese würden aber auch durch die dämpfenden Effekte der höheren CO2- und Energiepreise ausgeglichen, die sich aus den relativen Einkommenseinbußen aufgrund der höheren Ausgaben für Energieprodukte und -dienstleistungen ergeben würden.
(Schluss) sp/itz
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