Fallende Kurse, kein Crash |
28.06.2015 20:33:40
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Wie reagieren die Märkte auf den Nervenkrieg um Griechenland?
Entscheidend wird sein, ob es Athen gelingt, die Banken des Landes zu stabilisieren, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Notkredite für die ausblutenden Institute am Sonntag bei rund 90 Milliarden Euro eingefroren hat.
HALVER: 'ES WIRD KURSVERLUSTE GEBEN, ABER KEINEN CRASH'
"Es wird Kursverluste geben, aber keinen Crash", prognostizierte Robert Halver von der Baader Wertpapierhandelsbank am Sonntag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Beim deutschen Leitindex DAX sei nach ersten Rückschlägen am Montag im Tagesverlauf sogar schon wieder eine Gegenbewegung möglich. Anders als im Herbst 2008 nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers seien die Marktteilnehmer dieses Mal vorbereitet, argumentierte Halver.
Auch Marktexperte Uwe Eilers von der Geneon Vermögensmanagement AG rechnet nicht mit einer nachhaltig negativen Reaktion der Aktienmärkte. Die europäischen Indizes dürften am Montagmorgen nur um maximal zwei Prozent nach unten gehen, betonte der Experte. "Weiterhin gehe ich von einer schnellen Erholung aus, da endlich ein Schlussstrich unter die endlosen Verhandlungen gezogen wurde". Damit ist der ewige Unsicherheitsfaktor Griechenland bald Geschichte. Dies sorgt auf Dauer für Sicherheit." Auch der Euro dürfte nach einer kurzen Schwächephase eher profitieren, da es nun klar geworden sei, dass ein Aufweichen der Währungsunion durch die Mitgliedsstaaten nicht mehr akzeptiert werde, so Eilers weiter.
EXPERTEN RECHNEN ÜBERWIEGEND NICHT MIT FLÄCHENBRAND
Experten sehen überwiegend keine Gefahr, dass eine Staatspleite Griechenlands und ein möglicherweise folgender Austritt des Landes aus dem Euroraum ("Grexit") einen Flächenbrand im Finanzsektor auslösen könnte. Die meisten Investoren haben dem Land den Rücken gekehrt. Die deutschen Banken etwa haben sich weitgehend zurückgezogen. Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret sagte kürzlich, sie hätten in ihren Büchern nur noch Forderungen von 2,4 Milliarden Euro gegenüber griechischen Banken, Unternehmen und dem Staat.
"Da das Thema Grexit auf der politischen Ebene zumindest teilweise seinen Schrecken verloren hat, halten wir es für wahrscheinlich, dass die Folgen eingegrenzt werden können", sagte Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dem "Tagesspiegel" (Montag).
'ÜBLICHE NERVOSITÄT'
Die Aktien- und Anleihenmärkte dürften am Montag "mit der üblichen Nervösität auf den Nachrichtenfluss aus Griechenland reagieren", schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die entscheidende Frage sei, wie die Volksabstimmung zu Sparmaßnahmen am Sonntag ausfallen werde. "Erst der Ausgang der Volksabstimmung entscheidet endgültig über die Mitgliedschaft Griechenlands in der Währungsunion", analysiert Krämer. "Wenn die Griechen sich für eine Kompromisslösung entscheiden, wird die Staatengemeinschaft dieses demokratische Votum nicht übergehen können und wieder verhandeln."
Das aktuelle Hilfsprogramm für Griechenland läuft an diesem Dienstag (30.6.) aus. Am selben Tag muss Athen rund 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Ohne weitere Rettungsgelder droht dem Land die Pleite.
SEHR SPANNENDER TAG ERWARTET
"Es ist fünf Sekunden vor zwölf und eben dies werden die Märkte am Montag wohl mit einem satten Abschlag quittieren", sagte Marktstrategin Sarah Brylewski vom Handelshaus Ayondo am Sonntag. Der politische Wille, Griechenland in der Eurozone zu halten, bestehe aus ihrer Sicht aber weiterhin: "Sowohl EZB als auch IWF halten die Tür einen Spalt breit geöffnet."
Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner rechnet am Montag mit einem sehr spannenden Tag zumindest für die europäischen Handelsplätze. Die griechische Boerse dürfte vorerst geschlossen bleiben oder bei Eröffnung nennenswerte Verluste hinnehmen müssen. "Wie sich die Entwicklungen auf die anderen Maerkte?auswirken werden, ist schwer abzuschätzen", sagte Lipkow weiter. "Finanztitel werden die Verlierer sein und Sicherheit wird gesucht werden." Entsprechend deutlich dürften die Aufschläge beim Bund-Future ausfallen./he/be/he
--- Von Stefan Heider, dpa-AFX und Jörn Bender, dpa ---
FRANKFURT (dpa-AFX)
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