"Wie geht's Österreich?" 03.10.2013 11:57:00

Statistik sieht Lkw-Verkehr und Verbauung als Hauptprobleme

Die Statistik Austria hat mit ihrem heute veröffentlichten, 198 Seiten starken Bericht "Wie geht's Österreich?" zum zweiten Mal versucht, Wohlstand, Lebensqualität und Umwelt in Österreich mit 30 Schlüsselindikatoren umfassend zu messen. Von der Statistik Austria zu Rate gezogene Experten bewerten vor allem die Zunahme der Verbauung (Landversiegelung) und das Wachstum des Lkw-Verkehrs als langfristig negativ.

Ziel dieses Projekts sei es, vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) als alleiniger Messgröße für Wohlstand und Fortschritt wegzukommen, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer vor Journalisten. Ein Art "alternatives BIP" werde es aber in Zukunft nicht geben. Der Bericht werde nun an alle politischen Entscheidungsträger in Österreich geschickt, so Pesendorfer.

Experten von IHS, Wifo, der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), des Umweltbundesamts sowie des Sustainable Europe Research Institute (Seri) bewerteten den Verlauf der Schlüsselindikatoren sowohl in kurzer als auch langer Frist. Die Statistik Austria habe die Zahlen geliefert und die Wissenschafter hätten die Daten interpretiert, so Pesendorfer. Bei der Erstellung der neuen Indikatoren folgt die Statistik Austria den Empfehlungen der Stiglitz-Kommission (die sich mit der Frage der Wohlstands- und Fortschrittsmessung beschäftigt) und des Europäischen Statistischen Systems.

Langfristig positiv bewerten die Experten die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts, die Arbeitsproduktivität und die Erwerbstätigenquote sowie Bio- und Naturschutzflächen und Phosphoremissionen im Wasser.

Langfristig negativ beurteilen die Wissenschafter das Wachstum der Bau- und Verkehrsflächen (Landversiegelung), den Anstieg des Lkw-Verkehrs und den Energieverbrauch des Verkehrs. Die langfristige Analyse bezieht sich auf mindestens die vergangenen zehn Jahre.

Tendenziell positiv wird langfristig die Entwicklung der Haushaltseinkommen, des Konsums und der CO2-Emissionen von Pkw-Neuzulassungen eingeschätzt. In der Tendenz negativ werden die Auseinanderentwicklung der hohen/niedrigen Einkommen, der inländische Materialverbrauch, die Treibhausgasemissionen, die Abfälle aus Haushalten, der energetische Endverbrauch und die Ökosteueranteile angesehen.

"Die Bodenversiegelung stellt eines der größten Umweltprobleme dar, die Renaturierung einmal versiegelter Flächen ist ein nahezu irreversibler Prozess. Ein kontinuierlicher Anstieg der Flächeninanspruchnahme durch Bau- und Verkehrsflächen wird daher lang- und kurzfristig als sehr bedenklich eingestuft", so das Experten-Resümee im Bericht.

Die Flächeninanspruchnahme durch Bau- und Verkehrsflächen sei in den Jahren 2001 bis 2012 um 13,1 Prozent gewachsen und damit um knapp dreimal schneller als die österreichische Bevölkerung (+4,8 Prozent).

Auch der Lkw-Verkehr wird als einer der Hauptprobleme in Österreich identifiziert. "Das stark zunehmende Transportaufkommen des inländischen Lkw-Verkehrs und die damit verbundenen Umweltprobleme und Emissionen werden sowohl in der lang- als auch in der kurzfristigen Entwicklung sehr negativ gesehen", so das Experten-Fazit. Zwischen 1995 und 2011 sei das Lkw-Transportaufkommen um 67,5 Prozent gestiegen und damit deutlich stärker als das BIP (+39,3 Prozent).

Im Bereich Wohlstand orten die Wissenschafter eine Öffnung der Einkommensschere. Im langfristigen Trend sowie seit 2008 könne ein Auseinanderdriften von niedrigen und hohen Einkommen der unselbstständig Erwerbstätigen beobachtet werden. Inflationsbereinigt seien die Einkommen des untersten Einkommensquintil seit 1998 um 17 Prozent zurückgegangen, das oberstes Quintil habe um 2 Prozent mehr verdient. Größtenteils seien Struktureffekte, wie etwa zunehmende Teilzeit- oder Saisonarbeit oder der Eintritt billigerer Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt, für diese Entwicklung verantwortlich, betonte Statistik-Austria-Generaldirektor Pesendorfer.

Der "Wie geht's Österreich?"-Bericht beschäftigt sich auch mit subjektiven Indikatoren. Die österreichische Bevölkerung verfügt laut Umfrage über eine insgesamt hohe Lebenszufriedenheit. 79 Prozent der in Österreich lebenden Personen waren 2012 mit ihrem Leben sehr oder ziemlich zufrieden. 2 Prozent waren mit ihrem Leben ziemlich oder sehr unzufrieden. Armut, Arbeitslosigkeit, schlechte Gesundheit, geringe soziale Teilhabe und Probleme in der Wohnumgebung hätten die stärksten negativen Zusammenhänge mit der Gesamtlebenszufriedenheit aufgewiesen, so die Analyse der Statistiker.

cri/kre

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