29.09.2015 09:05:43

Weltstahl-Präsident kritisiert Häufung von Schutzzöllen

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Präsident des Weltstahlverbandes, Wolfgang Eder, sieht in der zunehmenden Einführung von Schutzzöllen keine Lösung für die anhaltende Krise seiner Branche. "Man muss sich zunehmend fragen, ob die Waffe Anti-Dumping-Verfahren durch die Häufung nicht immer mehr an Effizienz verliert", sagte der Vorstandschef des österreichischen Stahlherstellers voestalpine der "Börsen-Zeitung" (Dienstag). Die Stahlindustrie kämpft weltweit seit Jahren mit niedrigen Preisen, viele Hersteller schreiben deshalb hohe Verluste. Zuletzt verschärfte sich die Situation durch steigende Stahlexporte aus China.

Darauf haben viele Staaten mit Anti-Dumping-Verfahren reagiert - etwa die USA und die EU. Und dabei gehe es nicht nur gegen China, erklärte Eder. "Im Moment kann man fast den Eindruck gewinnen, dass in der internationalen Stahlindustrie zurzeit jeder jeden mit solchen Verfahren belangt oder es zumindest versucht." Die Situation eskaliere. "Ich sehe hier eine wirkliche Gefahr für den freien globalen Handel, jede Region baut sich damit ihre Festung." Allerdings räumte Eder auch ein, dass es derzeit kurzfristig kaum eine Alternative zu diesen Schutzmaßnahmen gebe.

Die eigentliche Lösung liege in einer zügigen Anpassung der Kapazitäten. Das müsse aber von jedem Unternehmen selbst kommen, da ein abgestimmtes Vorgehen aus kartellrechtlichen Gründen ein Tabu sei. Eder warnte davor, dass angesichts des derzeitigen Wettlaufs am Ende nur jene Unternehmen übrigblieben, die von ihren Staaten die größten Subventionen erhalten./enl/jha/stb

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