21.10.2013 15:22:00

Weltbank will Jugendarbeitslosigkeit am Westbalkan bekämpfen

Die Arbeitslosigkeit der jungen Menschen ist in den Ländern am Westbalkan besonders seit der Wirtschaftskrise 2008 hoch. Eine Konferenz der Weltbank in Wien hat am Montag Minister, Experten und Betroffene aus der Region zusammengebracht, um gegen die perspektivlos scheinende Lage anzukämpfen und gemeinsam Lösungen zu finden. Eines der Probleme brachte der neue Arbeitsminister Albaniens, Erion Veliaj, auf den Punkt: Zu seinem Amtsantritt vor einigen Wochen trommelte er alle Leute zusammen, die in Albanien Jobsuchenden helfen sollen. Diese 700 Leute hätten im vergangenen Jahr aber nur 600 Menschen einen neuen Job vermittelt.

Verschärft werde die Arbeitslosigkeit noch durch rückwandernde Migranten: Ein Drittel der Arbeitskräfte Albaniens seien in Italien und Griechenland tätig gewesen - gerade in jenen Ländern, die selber unter der Wirtschaftskrise besonders leiden. Die nach Albanien zurückwandernden Arbeitskräfte würden zwar einerseits Know-how und in manchen Fällen auch Kapital in die Wirtschaft pumpen, andererseits aber auch das Sozialsystem belasten, so der albanische Arbeitsminister.

Bürokratie, Korruption, Nepotismus, Jobvergaben nach Beziehungen oder Nationalität statt nach Leistung, zu viele Ministerien und Ämter aber zu wenige Investitionen - über diese Punkte beschwerten sich junge Leute aus der Region in einem auf der Konferenz vorgespieltem Video. Zu diesen "hausgemachten" Faktoren kommt die Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise, die die Reformländer in den vergangenen Jahren besonders gebeutelt hat. So liegt in Bosnien-Herzegowina die Arbeitslosenquote bei den 15 bis 24-Jährigen bei 62,8 Prozent, im Kosovo bei 60,2 Prozent und in Mazedonien bei 55,2 Prozent. Zum Vergleich: In Slowenien liegt die Jugendarbeitslosenquote bei 20,6 Prozent, in Österreich bei 8,7 Prozent. Besonders betroffen von der schwierigen Arbeitsmarktlage sind junge Mädchen und Frauen.

Haris Buljubacic von der Jugendorganisation "Mozaik" stellte resigniert fest, dass es in Bosnien-Herzegowina zwar über 100 Ministerien gebe, aber kein einziges für Jugend zuständig sei. Die Bildungsinstitutionen produzierten Absolventen, die der Markt nicht brauche, während in manchen Branchen händeringend nach Experten gesucht werde, meinte er. Besonders die privaten Bildungsinstitutionen in Bosnien-Herzegowina müssten durchforstet werden, forderte er: Jeder bekomme dafür eine Konzession und könne Titel quasi "verkaufen", meinte er: "Auch ich kann eine Privat-Uni aufmachen und dort in 48 Stunden meinen Abschluss machen".

Zur Schaffung neuer Jobs brauche es Wirtschaftswachstum, so der Weltbank-Ökonom Omar Arias. Neue Jobs würden großteils im privaten Sektor entstehen, dieser müsse also speziell gefördert werden. Auch bei den Qualifikationen sieht er großen Verbesserungsbedarf: So würden bei den Pisa-Tests in den südosteuropäischen Ländern überdurchschnittlich viele junge Leute bei der Lesekompetenz scheitern.

Ellen Goldstein, die vor kurzem vom Weltbank-Sitz Washington nach Wien übersiedelte Weltbank-Direktorin für den Westbalkan, sieht trotz der Wirtschaftskrise gerade für junge Leute Jobchancen. Arbeitsplätze würden in neuen Industrien geschaffen, und junge Leute hätten die erforderlichen neuen Qualifikationen, während ältere Arbeitslose ohne diese Qualifikationen am Arbeitsmarkt wenig Perspektiven hätten.

(Schluss) gru/cri

WEB http://www.worldbank.org/

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