Anglo American schreibt weitere Milliarden ab wegen Preisverfall

LONDON (dpa-AFX) - Der Verfall der Rohstoffpreise setzt dem britisch-südafrikanischen Bergbaukonzern Anglo American weiter zu. Das Unternehmen kündigte am Donnerstag in London neue Abschreibungen von drei bis vier Milliarden US-Dollar auf ein großes Eisenerzprojekt in Brasilien und Kohleminen in Australien an. Anglo habe wegen des erneut heftigen Preisverfalls in den ersten sechs Monaten seine kurz- und langfristigen Preiskalkulationen angepasst, erklärte der Konzern. Schon im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen auf das Erzprojekt in Brasilien 3,5 Milliarden US-Dollar abgeschrieben und deshalb unter dem Strich einen Verlust von 2,5 Milliarden Dollar verbucht.

Die gesamte Branche ächzt unter den fallenden Rohstoffpreisen. Die Preise der für Anglo wichtigen Rohstoffe wie Kupfer, Eisenerz, Kohle und Platin befinden sich auf mehrjährigen Tiefstständen. Das liegt zum einen an einer schwächeren Nachfrage aus China. Zum anderen gehen derzeit viele in den vergangenen Boomjahren neu erschlossene Abbaustätten in Betrieb, so dass das Angebot wächst.

Der weltweit zweitgrößte Erzförderer Rio Tinto will in diesem Jahr etwa so viel abbauen wie noch nie. Zwar kappte der Konzern am Donnerstag seine Produktionsziele für dieses Jahr leicht um 10 Millionen auf 340 Millionen Tonnen. Als Grund gab er aber allein schlechte Wetterbedingungen in einigen Abbaustätten an, die die Förderung in den vergangenen Monaten behinderten. Experten sehen in der Anpassung der Produktionsziele daher auch kein Signal für wieder steigende Preise. Im vergangenen Jahr förderte Rio Tinto gut 300 Millionen Tonnen Erz./enl/she/fbr