12.06.2014 20:28:29
|
Weidmann verschärft Staatsanleihe-Rhetorik
Von Hans Bentzien
Deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat erneut die niedrigen Staatsanleiherenditen einiger südeuropäischer Länder kritisiert und davor gewarnt, das Ende der regulatorischen Risikofreiheit von Staatsanleihen auf die lange Bank zu schieben. Bei einer Rede im kroatischen Dubrovnik, deren Text vorab verbreitet wurde, riet Weidmann zudem den Europäern davon ab, Frankreich ein drittes Mal Aufschub für das Erreichen der vereinbarten Haushaltsziele zu geben.
Der Bundesbank-Präsident lobte zwar die Fortschritte in einigen südeuropäischen Ländern, die zum starken Rückgang der Staatsanleihezinsen beigetragen hätten. Er sagte aber auch: "Es besteht das Risiko, dass die Marktbewertung den Anpassungsprozessen voraus läuft. Die aktuellen Langfristrenditen einiger europäischer Staatsanleihen scheinen schon einen großen Teil der erforderlichen Anpassungen eingepreist zu haben."
Eine ähnliche Äußerung Weidmanns hatte vor einigen Wochen unter Politikern und Journalisten für einiges Aufsehen gesorgt, die Anleihemärkte jedoch weitgehend unbeeindruckt gelassen. Die Staatsanleiherenditen Italiens, Spanien und Portugals sind in den vergangenen zwei Jahren deutlich gesunken.
Ausgelöst wurde diese Bewegung vom Versprechen der Europäischen Zentralbank (EZB), im Notfall unbegrenzt Staatsanleihen von Ländern zu kaufen, deren Zinsen sie für zu hoch hält. Weidmann erinnerte seine Zuhörer in Dubrovnik daran, dass er selbst gegen diesen EZB-Ratsbeschluss gestimmt hat.
Der Bundesbank-Präsident forderte zudem, es für Banken nicht erst in der fernen Zukunft unattraktiver zu machen, Staatsanleihen zu halten. Derzeit gelten Staatsanleihen aus regulatorischer Sicht als risikolos und müssen daher - im Gegensatz zu Unternehmenskrediten - nicht mit Eigenkapital hinterlegt werden.
"Um die Bankenunion und die Währungsunion zu stärken, sollten wir diese Vorzugsbehandlung innerhalb eines vernünftigen Zeitraums beenden", sagte er. Die Risikogewichtung von Staatsanleihen gilt in Finanzkreisen als ein eher langfristiges Projekt, gegen das sich vor allem hoch verschuldete Länder mit schwachen Banken wehren dürften.
Erneut forderte der Bundesbank-Präsident die EU-Kommission auf, die gerade erst gehärteten europäischen Haushaltsregeln tatsächlich umzusetzen. "Wenn wir zum Beispiel Frankreich zum dritten Mal erlauben würden, die Korrektur seines exzessiven Defizits zu verschieben, könnte das die Glaubwürdigkeit des neuen Stabilitäts- und Wachstumspakts ernsthaft unterminieren", sagte er.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
DJG/hab/jhe
(END) Dow Jones Newswires
June 12, 2014 14:00 ET (18:00 GMT)
Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 02 00 PM EDT 06-12-14