03.12.2015 19:06:45

Weidmann stimmte im EZB-Rat offenbar gegen weitere Lockerung

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat in der Sitzung des EZB-Rats an diesem Donnerstag offenbar gegen die weitere Lockerung der Geldpolitik gestimmt. Bei einer Veranstaltung in Frankfurt sagte Weidmann laut vorab verbreitetem Redetext: "Angesichts der dominanten Rolle des Energiepreisrückgangs für die Preisentwicklung im Euro-Raum und der bereits ergriffenen umfangreichen geldpolitischen Maßnahmen, die auch mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sein können, habe ich eine weitere Lockerung nicht für notwendig gehalten."

   Der EZB-Rat hatte am Nachmittag beschlossen, die das monatliche Volumen der Anleihekäufe nicht aufzustocken, sondern bei 60 Milliarden Euro zu belassen. Die meisten Marktteilnehmer hatten dagegen eine Aufstockung um rund 10 Milliarden erwartet. Auch mit der Senkung des Einlagensatzes um 10 Basispunkte auf minus 0,30 Prozent war die EZB am unteren Rand der Erwartungen geblieben. An den Finanzmärkten hatte die nur moderate Lockerung zu schweren Verlusten geführt.

   Draghi hatte das vorsichtige Vorgehen des EZB-Rats mit dem besseren makroökonomischen Umfeld begründet. "Wir erleben eine anhaltende Erholung - graduell, aber anhaltend", sagte er. Außerdem war sei die Politik der EZB "an der Inflationsfront" erfolgreich gewesen, weil die Inflationserwartungen nicht den rückläufigen Ölpreisen gefolgt seien. Ihre Inflationsprognosen für die Jahre 2016 und 2017 nahm die EZB erneut leicht zurück. Sie erwartet für 2017 nun 1,6 Prozent Inflation.

   Weidmann sagte, dass die Preisentwicklung nach der Prognose im nächsten und wohl zum Teil auch im übernächsten Jahr unter unserer Norm für Preisstabilität (von knapp 2 Prozent) liegen werde, solle "nicht leichtfertig zur Seite gewischt werden". Die vorgelegten Stabsprojektionen des Eurosystems zeigten jedoch keine besorgniserregende wirtschaftliche Entwicklung, sondern bestätigen, dass der deutliche Rückgang der Energiepreise die Konjunkturerholung stütze. "Der Energiepreisrückgang erklärt außerdem zu einem Gutteil die Entwicklung der Verbraucherpreise", sagte Weidmann demnach.

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   December 03, 2015 12:36 ET (17:36 GMT)

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