Von Hans Bentzien
FRANKFURT/MÜNCHEN (Dow Jones)-- Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank hält eine expansive EZB-Geldpolitik zwar für angemessen, ist aber weiterhin gegen den Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Bei einer Rede in München sagte er laut vorab verbreitetem Redetext, Staatsanleihekäufe führten zu einer Vermengung von Geld- und Fiskalpolitik. Die EZB lauft derzeit monatlich Anleihen für 80 Milliarden Euro. Der größte Teil davon sind Staatsanleihen.Weidmann sagt in seiner Rede: "Auch wenn aufgrund der anhaltend niedrigen Inflationsaussichten und der nur verhaltenen wirtschaftlichen Erholung im Euroraum eine expansive Ausrichtung der Geldpolitik derzeit angemessen ist, kann man über die konkrete Ausgestaltung der Geldpolitik natürlich unterschiedliche Auffassungen haben. Die geldpolitischen Entscheidungen sind im Detail nicht alternativlos."
Der Ankauf von Staatsanleihen sei für ihn ein reines Notfallinstrument, das ein Abgleiten in eine deflationäre Abwärtsspirale verhindern könne, sagte Weidmann und fügte hinzu: "Die Deflationsgefahr ist derzeit aber gering, zumal die gedämpfte Inflationsentwicklung zu einem Gutteil den gesunkenen Ölpreisen geschuldet ist. Notenbankkäufe von Staatsanleihen führen zu einer gefährlichen Vermengung von Geld- und Fiskalpolitik."
Viele Beobachter erwarten, dass die EZB ihre Geldpolitik gegen Ende des Jahres noch einmal lockern wird. Neben noch höheren Wertpapierankäufen stünde ihr als Instrument nur noch eine weitere Absenkung des Bankeinlagenzinses in den negativen Bereich zur Verfügung. Negativzinsen sind jedoch bei Banken hochgradig unbeliebt und können im Endeffekt zu höheren Kreditzinsen führen.
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April 29, 2016 05:30 ET (09:30 GMT)
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