Prozess nicht abgeschlossen 09.04.2014 06:33:31

Weidmann: Weitere Verkleinerung der Bankbilanzen unvermeidbar

"Um zu langfristig tragfähigen Bilanzstrukturen zurückzukehren, ist meines Erachtens ein Deleveraging unvermeidbar. Denn für die Lösung der strukturellen Probleme im europäischen Bankensektor sind vor allem die Banken selbst verantwortlich", sagte Weidmann laut vorab verbreitetem Redetext bei einer Bankenkonferenz in Frankfurt.

   Die Verkleinerung der Bankbilanzen ist eine Ursache des seit längerer Zeit schrumpfenden Kreditvolumens im Euroraum. Das wiederum spiegelt sich in einem niedrigen Geldmengenwachstum und führt zu mittelfristig schwachem Inflationsdruck. Weidmann, der auch dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) angehört, hat wiederholt davor gewarnt, die niedrige Inflation im Euroraum - zuletzt nur noch 0,5 Prozent - überzubewerten, da diese unter anderem auf notwendigen Anpassungsprozessen in den Peripherieländern beruhe.

   Der Bundesbank-Präsident machte in seiner Rede deutlich, dass er mit einem Anhalten dieses deflationären Impulses rechnet. "Die Bilanzaktiva der Banken im Euroraum hatten sich zwischen 1999 und Mitte 2012 gerade auch infolge der Übertreibungen vor der Finanzkrise mehr als verdoppelt, sie sind von gut 14 Billionen Euro auf fast 35 Billionen Euro angewachsen", sagte er.

   Danach stellte er fest: "Im gesamten Euroraum bauen die Banken mittlerweile ihre Forderungen ab, abgeschlossen ist der Prozess aber noch nicht. Der Rückgang seit Mitte 2012 ist zwar beträchtlich, mit bislang gut 4 Billionen Euro macht er aber gerade mal ein Fünftel der vorherigen Expansion aus."

   Das hohe Niveau notleidender Kredite sowie die von den Banken ausgewiesenen Verluste seien zusätzliche Indizien dafür, dass insbesondere in den Peripherieländern des Euroraums noch ein erheblicher Anpassungsbedarf besteht. Blicke man ferner auf die Erfahrungen, die in den 1990er Jahren in Skandinavien und in Japan mit Schuldenkrisen gemacht wurden, spreche einiges dafür, den Bilanzbereinigungsprozess nicht zu verschleppen.

   Weidmann betonte, dass das "von manchen heraufbeschworene Risiko einer sich selbst verstärkenden deflatorischen Abwärtsspirale aus sinkenden Löhnen und Preisen gering" sei. Er wiederholte die Erklärung von EZB-Präsident Mario Draghi, dass die EZB "gegebenenfalls zu weiteren Maßnahmen bereit" sei, "um einer zu lange anhaltenden Periode niedriger Inflationsraten effektiv zu begegnen".

   DJG/hab/bam

   Dow Jones Newswires

Von Hans Bentzien

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