04.07.2016 12:38:45

Warum Paris und Frankfurt britischen Bankern den roten Teppich ausrollen

   Von Paul J. Davies

LONDON (Dow Jones)-- In den vergangenen Jahren war die Bankenbranche bei Politikern nicht sehr beliebt. Warum also sind europäische Staatenlenker plötzlich so versessen darauf, Banker in ihre Städte zu locken? Die Antwort ist ganz einfach: Steuereinnahmen.

   Der britische Finanzsektor ist natürlich zum einen dank seiner Größe über die Grenzen des Landes hinaus wichtig. Aber darüber hinaus zahlen die beteiligten Banken und ihre Mitarbeiter auch einen Haufen Steuern. Rund 11 Prozent der gesamten britischen Steuerzahlungen stammen aus der Finanzbranche. Rund 60 Prozent legen dabei die Beschäftigten selbst auf den Tisch, wie aus Studien der City of London Corporation hervorgeht.

Banker zahlen 18 Milliarden Pfund an Steuern

Alleine Angestellte im Bankensektor zahlten laut den britischen Steuerbehörden zwischen 2014 und 2015 eine Einkommenssteuer von über 18 Milliarden Pfund Sterling. Mehr als zwei Drittel dieser Angestellten sind im Privatkundengeschäft tätig, wie Zahlen der Handelsvereinigung British Bankers Association belegen. Diese Stellen werden vermutlich nicht ins Ausland wandern.

   Banker im Geschäftskunden- und Investmentbankenbereich aber sind wahrscheinlich durchschnittlich noch besser bezahlt. Konservativ geschätzt steuern sie demnach rund ein Drittel aller gezahlten Steuern bei, also 6 Milliarden Pfund Sterling. Die Frage lautet nun: Wie viele von ihnen werden wegziehen? Laut HSBC-Chef Douglas Flint wären rund 1.000 seiner Angestellten im Investmentbankensegment im Fall eines "harten" Brexit bereit, nach Paris zu wechseln. Jefferies-Analysten gehen davon aus, dass insgesamt 100.000 Arbeitsplätze von Großbritannien nach Europa transferiert werden könnten.

   Ob es tatsächlich zu der Verpflanzung Tausender von Jobs kommen wird, dürfte indes noch eine Zeit lang offen bleiben. Sollte sich das Szenario aber bewahrheiten, lässt sich leicht ausrechnen, dass alleine die Angestellten im Bankensektor Hunderte Millionen von zusätzlichen Euro mit sich bringen würden. Kein Wunder, dass die Finanzbranche plötzlich ganz neue Freunde hat, ob in Paris oder in Frankfurt.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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   July 04, 2016 06:34 ET (10:34 GMT)

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