Wochenausblick 07.12.2015 15:25:00

ATX und DAX drohen vor US-Zinswende weitere Verluste

Zum Start in die neue Börsenwoche zeigten sich die Leitindizes in Österreich und Deutschland deutlich im Plus. An der Wiener Börse hatte der heimische ATX zum Auftakt 0,8 Prozent fester notiert bei 2.469 Punkten. Auch der DAX hatte kräftige Zuschlägen verbucht: Zum Handelsstart in Frankfurt war der deutsche Leitindex 0,8 Prozent geklettert auf 10.832,42 Punkte.

Am vergangenen Donnerstag und Freitag hatten sowohl ATX als auch DAX große Verluste hinnehmen müssen. Nun warten die Investoren gespannt auf die Sitzung der US-Notenbank Fed. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat eindrucksvoll bewiesen, welche Sprengkraft die Geldpolitik der großen Notenbanken für die Börsenkurse weltweit entfalten kann: Die Anleger, denen die weiteren Lockerungsmaßnahmen der Währungshüter nicht ausreichten, schickten die Aktienkurse kurzerhand in den Keller. Zum Wochenstart dürfte der deutsche Markt aber zunächst noch vom Kursfeuerwerk im späten Handel an der Wall Street am Freitag angetrieben werden.

Ein gut ausgefallener Arbeitsmarktbericht jenseits des Atlantik "macht den Weg für eine Zinsanhebung frei", wie Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank schreibt. Bereits an den vergangenen Tagen hatten optimistische Aussagen von Fed-Präsidentin Janet Yellen zur Wirtschaftsentwicklung und andere Daten die Erwartungen gefestigt, dass die Fed Mitte Dezember erstmals seit der Finanzkrise die Zinsen erhöhen wird. Damit würden Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren an Attraktivität verlieren.

Der jüngste Kurseinbruch "ist zu hoch, um weiter an einen ungestörten Verlauf des Aufwärtstrends glauben zu können", schreibt Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. "Erfahrungen mit vergleichbaren Rückschlägen zeigen, dass das untere Ende vermutlich noch nicht erreicht ist." Wenner geht allerdings von einer Stabilisierung des deutschen Leitindex bei etwa 10 500 Punkten aus.

Auf längere Sicht halten Marktbeobachter zu große Sorgen für unbegründet. "Angesichts der überhitzten kurzfristigen Stimmung ist es durchaus gesund, dass Dividendentitel erst einmal einen Gang zurückschalten", meint etwa Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Denn "immerhin hatte der Optimismus unter den Aktienanlegern im Vorfeld der EZB-Sitzung Spitzenwerte erreicht". Doch ungeachtet der kurzfristig dominierenden Enttäuschung habe die EZB die Attraktivität europäischer gegenüber anderen Aktien gesteigert.

Auch die WGZ Bank hebt die Bedeutung der Euro-Währungshüter für die Börsenkurse hervor. Die beschlossenen Maßnahmen "sollten die relative Attraktivität der Anlageklasse Aktien weiter untermauern", heißt es in einer Studie. Mit dem Zusatz, die Anleihekäufe nötigenfalls über den März 2017 hinaus zu verlängern, halte sich die EZB zudem alle Möglichkeiten für eine Ausweitung ihrer schon ultra-expansiven Geldpolitik offen. Gemessen am Verhältnis des Kaufvolumens zur Wirtschaftskraft des Währungsraums sehen die Experten - im Vergleich zur Fed, der japanischen Notenbank und der Bank of England - noch deutlich Spielraum nach oben.

Analyst Alexander Lukas von der Weberbank sieht für Besitzer hiesiger Dividendenpapiere ebenfalls "keinen Anlass zur Beunruhigung". Denn "die europäischen Aktienmärkte sind - anders als die amerikanischen - noch nicht zu teuer bewertet und die Unternehmen in Europa solide aufgestellt". Dank einer verbesserten Konjunktur sollten sich die Gewinne stabil entwickeln.

Bei den Konjunkturdaten sollten vor allem Nachrichten aus den USA darauf abgeklopft werden, ob sie der Fed weitere Argumente für eine vorsichtige Straffung ihrer Geldpolitik liefern. Der Fokus dürfte sich dabei der Postbank zufolge primär auf die für Freitag erwarteten Einzelhandelsumsätze richten. "Aufgrund der Meldungen über einen durchaus gelungenen Start ins Weihnachtsgeschäft gehen wir davon aus, dass der Einzelhandel im November wieder stärker Tritt gefasst hat", so die Prognose der Experten.

Seitens der Unternehmen stehen nur wenige Termine auf der Agenda. Neben Geschäftszahlen des Lichtspezialisten Osram (Montag), des Autozulieferers Bertrandt (Donnerstag) und des Kupferproduzenten Aurubis (Freitag) könnten einige Kapitalmarktveranstaltungen auf Interesse stoßen, darunter von den DAX-Konzernen ThyssenKrupp und Merck.

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Von Gerold Löhle, dpa-AFX

FRANKFURT (dpa-AFX)

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