12.11.2015 12:56:00

WIIW sieht Konjunktur in Mittel-Osteuropa nun etwas optimistischer

Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) hat seine Konjunkturprognose für die Länder Mittel-, Ost- und Südosteuropas insgesamt leicht nach oben revidiert. Die WIIW-Ökonomen erwarten in der Region - ohne GUS und Ukraine - für heuer ein Wachstum von durchschnittlich 3 Prozent, etwa 1,5 Prozentpunkte über dem Wachstum der Eurozone.

"Innerhalb der Region gibt es natürlich sehr unterschiedliche Trends", sagte WIIW-Vizedirektor Mario Holzer am Donnerstag bei der Präsentation der aktuellen Prognose in Wien. "Die zentraleuropäischen Länder setzen ihr robustes Wachstum von zwei bis vier Prozent jährlich fort", Tschechien ist heuer mit einem BIP-Plus von 3,9 Prozent der Spitzenreiter. "Schlechte Aussichten gibt es für die GUS, ohne eine Erholung des Ölpreises sehen wir Russland und Weißrussland bei -4 Prozent", fasste Holzner die WIIW-Erwartungen zusammen.

Das Baltikum befinde sich trotz der negativen Auswirkungen der schlechten Entwicklung auf Kurs. "Da sehen wir Wachstumsraten zwischen einem halben und drei Prozent." Verbessert hätten sich auch die Wachstumstrends für die Länder Südosteuropas, allerdings sehr unterschiedlich, sagte Holzner. "Serbien und Kroatien können froh sein, knapp über der Null zu liegen", dort werde das Wirtschaftswachstum heuer weniger als ein Prozent betragen, in den anderen Ländern zwischen zwei und vier Prozent.

Die Ukraine sei "in einer tiefen Rezession gelandet", die Wirtschaft des Bürgerkriegslandes werde heuer um etwa 11,5 Prozent schrumpfen. "Es gibt aber Anzeichen, dass bereits die Talsohle erreicht ist", sagte Holzner.

Der wichtigste Wachstumsmotor in der gesamten Region ist nach Ansicht der WIIW-Ökonomen der Konsum der privaten Haushalte. Dieses konsumgetriebene Wachstum "korreliert stark mit einer Verbesserung des Arbeitsmarktes. Wir sehen rückläufige Arbeitslosigkeit in fast allen Ländern", auch wegen der Abwanderung von Arbeitskräften. Allerdings seien in etlichen Ländern noch nicht die Arbeitslosenraten erreicht worden, die es vor der Krise gab.

Zum Anstieg der Konsumausgaben habe in manchen Ländern auch die Deflation beigetragen, weil dadurch die Reallöhne gestiegen seien.

Das "Missing Link" für ein robustes Wachstum der Region seien die Privatinvestitionen, sagte Holzner. "Der gesamte Unternehmenssektor in Europa, kann man sagen, spart noch immer mehr als er investiert." Ein Grund dafür sei die hohe Verschuldung der Unternehmen. Fast überall übersteige die Privatverschuldung massiv jene des Staates, in einigen Ländern sei sie sogar höher als das Bruttoinlandsprodukt (BIP), etwa in Bulgarien, Estland, Kroatien, Ungarn, Lettland und Slowenien. Dazu komme, dass etwa in Ungarn, Kroatien oder Slowenien die Staatsverschuldung über den Maastricht-Kriterien liege.

"Ein gewisser Hoffnungsschimmer" komme von den EU-Fonds, vor allem ab 2017 werde der Zufluss von Mitteln in die Region wieder zunehmen und sowohl private, als auch öffentliche Investitionen fördern. Aber in fast keiner der vom WIIW analysierten Teilregionen werde das Wirtschaftswachstum wieder an die Werte vor Ausbruch der globalen Finanzkrise anschließen.

(GRAFIK 1294-15, Format 88 x 172 mm) (Schluss) ivn/pro

ISIN WEB http://www.wiiw.ac.at/

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