02.07.2015 12:29:00

Konjunktur in neuen EU-Ländern zieht laut WIIW schneller an als erwartet

In den meisten neuen EU-Staaten Mittel- und Südosteuropas wird sich das Wirtschaftswachstum heuer und in den nächsten Jahren beschleunigen, und Österreich wird vom stärkeren Wachstum der Nachbarn profitieren, sagt das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) in seiner aktuellen Prognose. Die Aussichten für die GUS-Länder bleiben jedoch düster.

Insgesamt wird sich das Wirtschaftswachstum der elf neuen EU-Mitglieder (NMS-11) nach Einschätzung des WIIW heuer auf 3 Prozent beschleunigen, nach 2,8 Prozent im Vorjahr. Am stärksten wachsen werden demnach Polen (3,5 Prozent), Ungarn und Rumänien (jeweils 3,0 Prozent). Sogar Kroatiens Wirtschaft, die bisher geschrumpft ist, dürfte heuer mit +0,4 Prozent leicht zulegen. Die Erholung erfolge damit um ein Jahr früher als erwartet, sagen die WIIW-Ökonomen. Wesentlicher Faktor sei dabei die Erholung in der Eurozone.

Auch am Westbalkan haben sich die Wachstumsaussichten bis zum Jahr 2017 verbessert, wenn auch nicht so stark. In Russland, der Ukraine, Weißrussland und Kasachstan werde die wirtschaftliche Entwicklung heuer allerdings zum Teil noch schlechter ausfallen als bisher erwartet, sagen die WIIW-Experten. Die Wirtschaftsleistung der Ukraine dürfte heuer demnach um 10,5 Prozent einbrechen, nachdem sie im Vorjahr bereits um 6,8 Prozent geschrumpft ist. Und auch im kommenden Jahr ist keine Erholung in Sicht. Gleichzeitig soll das Preisniveau in der Ukraine um die Hälfte steigen. Die Wirtschaft Russlands (-3,8 Prozent) und Weißrusslands (-3,0 Prozent) wird heuer schrumpfen.

Österreichs Wettbewerbsfähigkeit sei durch die zunehmende Produktivität der mittel-, ost- und südosteuropäischen Länder (MOSOEL) nicht gefährdet, meint das WIIW, denn die Löhne würden dort noch stärker wachsen. Allerdings sei der Lohnniveau in der Region nach wie vor niedrig, "es werden noch immer Durchschnittslöhne von sieben-, achthundert Euro bezahlt", sagte WIIW-Vizedirektor Mario Holzer.

Bei den österreichischen Güterexporten sei zwar die Bedeutung der direkten Exporte nach Deutschland zurückgegangen, aber jene der MOSOEL - insbesondere der NMS-5 (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien) - sei gestiegen.

Wie sich ein möglicher Staatsbankrott Griechenlands auswirken würde, sei ungewiss, sagte Holzner. "Vermutlich müsst man mit einer stärkeren Volatilität der Euro-Wechselkurses rechnen. Es könnte sein, dass einige griechische Tochterbanken im Ausland in Schwierigkeiten geraten könnten, das wäre insbesondere ein Problem für Albanien, Bulgarien, Mazedonien, Rumänien und Serbien." Allerdings seien diese Banken in diesen Ländern registrierte nationale Banken und würden den dortigen Eigenkapital-Bestimmungen unterliegen. "Probleme könnten dann entstehen, wenn es einen Run auf diese Banken geben würde."

Griechenland sei auch ein "einigermaßen wichtiger Exportpartner für Albanien, Bulgarien und Mazedonien", aber für keines dieser Länder sei Griechenland der wichtigste Handelspartner. Auch ein möglicher Staatsbankrott Griechenlands wäre also "nicht mit dem Einschlag eines Kometen zu vergleichen", so Holzner. Für Griechenland sei das dort vergleichsweise hohe Lohnniveau ein Problem im Wettbewerb mit den anderen Balkanländern. "Wenn ich in Bulgarien angenommen die selben Produktionsbedingungen habe aber nur den halben Lohn zahlen muss, dann ist das natürlich auch ein Problem."

(GRAFIK 0768-15, Format 88 x 175 mm) (Schluss) ivn/itz

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