Vor Gasgesprächen: Russland setzt "Take or pay"-Prinzip für Ukraine aus

MOSKAU (dpa-AFX) - Kurz vor neuen Gasgesprächen in Brüssel hat der russische Staatskonzern Gazprom die "Take or pay"-Klausel im bestehenden Vertrag mit der Ukraine vorerst ausgesetzt. Das Angebot gelte für die Winterperiode vom 1. Oktober 2015 bis zum 31. März 2016, hieß es der Agentur Interfax zufolge am Freitag in einem Schreiben an den ukrainischen Staatskonzern Naftogaz.

Die Klausel verpflichtet die Ukraine, mindestens 41,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich aus dem Nachbarland zu kaufen. Sonst muss Kiew hohe Strafen zahlen. Der Gasvertrag läuft noch bis Ende 2019.

In Brüssel sollte am Freitag (17.00 Uhr MESZ) unter Vermittlung der Europäischen Union ein Winterpaket für die finanziell klamme Ukraine vereinbart werden. An den Gesprächen wollten der russische Energieminister Alexander Nowak, sein ukrainischer Kollege Wladimir Demtschischin sowie Vertreter der Energiekonzerne teilnehmen.

Die Ukraine benötigt mindestens noch zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas für den kommenden Winter. Die frühere Sowjetrepublik versucht seit Jahren, den Import von russischem Gas zu reduzieren. Seit dem 1. Juli 2015 führt das Land kein Gas mehr vom Nachbarn ein. Stattdessen wird der Energieträger aus der Slowakei und aus Ungarn importiert. 2014 lag der Importbedarf bei etwa 19,5 Milliarden Kubikmetern./ast/wo/DP/men