Wechselkurse belasten 31.07.2014 13:21:31

Volkswagen verdient trotz Umsatzrückgang mehr

Vor allem die Kernmarke von Europas größtem Autohersteller verlor den am Donnerstag vorgelegten Zahlen zufolge an Profitabilität. Volkswagen sieht sich dennoch auf dem Weg, seine Jahresziele zu erreichen: Der Autokonzern bestätigte den eigenen Ergebnisausblick. Börsenhändler reagierten auf die Informationen mit Zukäufen. Die Volkswagen-Aktie lag am Donnerstagmittag rund 1 Prozent im Plus.

Der Gewinnrückgang im laufenden Geschäft aber zeigt die weiter angespannte Situation auf einigen Automobilmärkten: Das operative Ergebnis des Volkswagen-Konzerns schrumpfte zwischen April und Juni um 3,1 Prozent auf 3,33 Milliarden Euro. Analysten hatten eine ähnliche Entwicklung erwartet. Sie waren im Durchschnitt von einem Minus um 3,8 Prozent ausgegangen.

Bei der Ermittlung des operativen Gewinns bleibt das "at equity" bilanzierte Geschäft in China allerdings weitgehend außen vor. Unter dem Strich erzielte Volkswagen unter anderem deshalb ein Gewinnplus: Der Konzern verdiente netto 3,19 Milliarden Euro und damit 12,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Analysten hatten nach den von Dow Jones Newswires zusammengetragenen Einschätzungen dagegen mit einem Minus um 1,2 Prozent gerechnet. Sie hatten erhebliche Verbesserungen im Finanzergebnis nicht erwartet, die Volkswagen am Donnerstag auch mit Erträgen "aus der stichtagsbezogenen Bewertung derivativer Finanzinstrumente" begründete.

VW-Chef Martin Winterkorn sprach laut einer Mitteilung des Konzerns von einer "guten finanziellen Performance" bei "weiterhin hohem Wettbewerbsdruck", einer "angespannten Situation in einigen Schwellenländern" und einem "fundamentalen technologischen und wirtschaftlichen Umbruch" in der Automobilbranche.

Volkswagen steigerte den eigenen Absatz zwischen April und Juni denn auch abermals erheblich. Der Konzern lieferte in dem Quartal weltweit 2,62 Millionen Fahrzeuge aus. Das waren 5,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Umsatzentwicklung allerdings zeigt den Preisdruck, unter dem der Hersteller steht: Die Erlöse verschlechterten sich um 2,2 Prozent auf 50,98 Milliarden Euro. Die "wirtschaftliche Großwetterlage" sei "so volatil und fragmentiert wie selten zuvor", zitierte Volkswagen den eigenen Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch in einer Mitteilung. Das gelte "von den Wechselkursen bis zu den Rückgängen in Schwellenländern". Während der Konzern die Auslieferungen etwa in China abermals stark steigerte, fiel der Absatz in Südamerika und Osteuropa den Angaben zufolge "teils deutlich" schlechter als im Vorjahr aus.

Vor allem die Kernmarke steht vor dem Hintergrund unter großem Druck, die eigenen Kosten zu reduzieren: Das operative Ergebnis der Pkw-Marke Volkswagen verschlechterte sich im ersten Halbjahr von 1,49 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,01 Milliarden Euro. Der Rückgang fiel damit noch etwas stärker aus als von den Analysten vorausgesagt. Die operative Marge der Marke schrumpfte in der Folge zwischen Januar und Juni auf 2,1 Prozent, nach 3,0 Prozent in der ersten Hälfte des Vorjahres. Die Ergebnisse einzelner Marken teilte Volkswagen am Donnerstag nur für das gesamte Halbjahr und nicht allein für das zweite Quartal mit. Nach Berechnungen von Dow Jones Newswires fällt die Entwicklung bezogen auf den Zeitraum von April bis Juni aber kaum anders aus: In dem Zeitraum ging die Gewinnspanne im Vorjahresvergleich von 3,5 Prozent auf 2,3 Prozent zurück.

Branchenexperten des Analysehauses ISI warnten in einer ersten Einschätzung denn auch, die Quartalsergebnisse würden Sorgen um die künftigen Beiträge der Kernmarke nicht zerstreuen. Angesichts der geringen Marge hatte VW-Chef Martin Winterkorn denn auch schon Mitte Juli vor Konzernmanagern verstärkte Sparanstrengungen gefordert. Erklärtes Ziel Winterkorns ist es, die operative Marge der Marke VW spätestens bis zum Jahr 2018 auf mindestens 6 Prozent zu steigern.

Derzeit sind etwa die Premium-Marken des Konzerns wesentlich erfolgreicher als die Marke für das Volumengeschäft: Audi steigerte das eigene operative Ergebnis im ersten Halbjahr von 2,64 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 2,67 Milliarden Euro. Porsche verdiente operativ 1,40 Milliarden Euro, nach 1,29 Milliarden Euro in der ersten Hälfte des Vorjahres. Doch auch Skoda trug mehr zum Gewinn bei als noch ein Jahr zuvor: Die Marke erzielte im ersten Halbjahr ein operatives Ergebnis von 425 Millionen Euro, nach 243 Millionen Euro.

Angesichts der Erfolge jenseits der Kernmarke, blieben dem Volkswagen-Konzern im zweiten Quartal insgesamt immerhin 6,5 Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn, nach 6,6 Prozent im Vorjahreszeitraum. Der Wert liegt damit am oberen Ende des Zielkorridors für das Gesamtjahr, den Volkswagen nach wie vor auf 5,5 bis 6,5 Prozent beziffert.

Auch die übrigen Ziele für das gesamte Jahr bestätigte Volkswagen. Der Konzern will demnach die Auslieferungen "moderat" steigern. Für den Umsatz erwartet VW einen Wert in einer Bandbreite von 3 Prozent um den Vorjahreswert von 197 Milliarden Euro. Es sei Anspruch von Volkswagen, "an führender Position die Zukunft des Automobils zu gestalten", zitierte der Konzern seinen Vorstandschef Winterkorn. Dafür schaffe VW mit einem "Zukunfts- und Effizienzprogramm" die Voraussetzungen.

Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

DJG/hev/kla

Von Hendrik Varnholt

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