20.04.2016 16:04:47
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Volkswagen kämpft wohl um wichtige Einigung im Abgasskandal
Von Hendrik Varnholt
FRANKFURT (Dow Jones)- Volkswagen kämpft um den Durchbruch im Abgasskandal: Die Verantwortlichen des Autokonzerns bemühen sich im Streit um Strafen, Entschädigungen und Rückrufaktionen um eine weitreichende Einigung noch vor Donnerstagnachmittag, wie zwei mit den Verhandlungen vertraute Personen sagten. Vom Ausgang der Gespräche mit US-Behörden und möglichen Geschädigten ist die Bilanz des Jahres 2015 abhängig, die Volkswagen voraussichtlich nach einer Aufsichtsratssitzung am Freitag in Teilen vorlegen wird.
Grund für den Druck auf die Beteiligten ist auch ein Anhörungstermin im US-Sammelverfahren um den Abgasskandal. In dem Prozess vor einem Bundesbezirksgericht in Kalifornien hat der zuständige Richter Charles Breyer den nächsten Anhörungstermin auf Donnerstag, 17 Uhr deutscher Zeit festgesetzt. Bis zu dem Termin sollen sich Volkswagen und die US-Behörden nach einer Forderung des Richters mindestens über die Umbauten an den von den Manipulationen betroffenen Autos einigen. Für den Fall, dass das nicht gelingt, droht Breyer mit einem Bench Trial, also einem formellen Verfahren, in dem das Gericht Schadensersatzzahlungen festlegen könnte.
Dazu will es Volkswagen nicht kommen lassen, wie auch aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, die Dow Jones Newswires eingesehen hat. Ein Bench Trial werde nach Ansicht der Beklagten nicht notwendig sein, heißt es in einem Papier, das unter anderem die Anwälte des Volkswagen-Konzerns unterzeichnet haben. Die Juristen begründen das mit dem Stand der Verhandlungen über die Fahrzeugrückrufe. Über diesen wollen sie dem Papier zufolge in einem ersten Tagesordnungspunkt während der Anhörung am Donnerstag berichten.
Volkswagen dürfte Rückstellungen erhöhen Damit wird immer deutlicher, dass Investoren am Ende dieser Woche neuen Aufschluss über die finanziellen Auswirkungen des Abgasskandals auf Volkswagen erhalten werden. Bislang hat der Autokonzern über Rückstellungen im Umfang von 6,7 Milliarden Euro im Zusammenhang mit dem Skandal berichtet. Nach Einschätzung von Analysten dürften die Kosten für Rückrufe, Schadensersatz und Strafen aber wesentlich höher ausfallen. Der Branchenexperte Arndt Ellinghorst von Evercore ISI etwa rechnet mit Kosten von insgesamt rund 30 Milliarden Euro.
Vor dem Hintergrund gilt als wahrscheinlich, dass Volkswagen die Rückstellungen wegen des Abgasskandals abermals deutlich erhöhen wird. Ellinghorst rechnet mit einer Risikovorsorge von etwa 15 Milliarden Euro in der Bilanz für das Jahr 2015. Damit könnte Volkswagen zum ersten Mal seit Langem einen Jahresverlust schreiben. Im Jahr 2014 hatte der Konzern operativ 12,70 Milliarden Euro verdient. Der Vorsteuergewinn nach Hinzurechnung des Finanzergebnisses lag in dem Jahr bei 14,79 Milliarden Euro.
Dem möglichen Verlust zum Trotz hoffen Analysten auf positive Reaktionen auf die Kennzahlen: Die Veröffentlichung am Freitag könne für einen "drastisch verbesserten" Durchblick sorgen, schreiben etwa die Branchenxperten der UBS. Auch die Analysten von Exane BNP Paribas hoffen auf einen "Strich unter die Abgas-Saga". Schaffe Volkswagen Klarheit über die Kosten für Rückrufe und Rechtsstreitigkeiten, sei dies ein bedeutender positiver Treiber für die Aktienkursentwicklung, heißt es in einer Einschätzung der Branchenexperten.
In der Hoffnung darauf kauften schon am Mittwoch viele Analysten Volkswagen-Aktien: Der Preis der Papiere lag am Nachmittag rund 5 Prozent im Plus. Dazu beigetragen haben dürfte auch, dass Volkswagen mit den Manipulationen nicht mehr allein dasteht. Der japanische Konkurrent Mitsubishi gab am Mittwoch zu, bei Angaben zum Kraftstoffverbrauch illegal getrickst zu haben.
Streit über Veröffentlichung des Untersuchungsberichts Volkswagen lässt den Hergang der eigenen Abgasmanipulationen durch die Anwaltskanzlei Jones Day untersuchen. Über einen Zwischenstand der Nachforschungen will der Konzern noch "in der zweiten Hälfte des Aprils" berichten, wie ein Unternehmenssprecher am Mittwoch auf Anfrage von Dow Jones Newswires bekräftigte. Nach Informationen des Wall Street Journals wehrt sich allerdings das US-Justizministerium gegen die Offenlegung. Die Veröffentlichung eines Zwischenberichts könne die Bestrafung von Verantwortlichen vereiteln, warnte das Ministerium den Informationen zufolge die Volkswagen-Anwälte.
Nach den Angaben von Insidern berät der Aufsichtsrat des Autokonzerns am Freitag denn auch darüber, wie und wann das Unternehmen in der Öffentlichkeit über die Untersuchung berichtet. Als eher unwahrscheinlich gilt unter informierten Personen mittlerweile, dass Volkswagen schon am Freitag außer den Eckdaten der Bilanz auch Ergebnisse der Jones-Day-Untersuchung offenlegt.
Damit dürfte einstweilen offen bleiben, wer bei Volkswagen die Verantwortung für die illegalen Softwaretricks zur Manipulation der Abgaswerte trägt - und wann Ingenieure zum ersten Mal ein Programm entwickelten, um die gesetzlichen Vorgaben zu umgehen. Das Handelsblatt berichtete am Mittwoch, erste Ideen für die Softwaretricks hätten Ingenieure bei der Volkswagen-Tochter Audi schon im Jahr 1999 entwickelt.
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
DJG/hev/bam
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April 20, 2016 09:59 ET (13:59 GMT)
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