Versicherungsaufsicht sieht Finanzstärke der Versicherer schrumpfen

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Europas Versicherungsbranche hat nach Einschätzung der staatlichen Aufseher wegen der anhaltenden Niedrigzinsen weiter mit schrumpfenden Finanzpolstern zu kämpfen. Die sogenannte Solvabilitätsquote der Unternehmen liege allerdings noch deutlich über den Mindestanforderungen nach den geltenden Regeln von "Solvency I", schreibt die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Stabilitätsbericht. Vor allem deutschen Lebensversicherern machen die hohen Garantiezinsen zu schaffen, die sie ihren Kunden vor Jahren zugesagt haben. Wegen der Niedrigzinsen können sie diese zunehmend schwerer erwirtschaften. Als weitere Risiken für die Branche sieht die Eiopa die schwache Wirtschaftsentwicklung und die Abhängigkeit von Staatsanleihen und Bankpapieren.

    Angesichts der Niedrigzinsen setzten Versicherer im Neugeschäft zunehmend auf fondsgebundene Versicherungen oder Produkte mit flexibleren Garantien, schreibt die Eiopa. Bei diesen tragen die Kunden ein größeres Risiko. Die Behörde will künftig stärker darauf achten, dass dabei nicht die Balance zwischen den Kundeninteressen und den Stabilitätsanforderungen der Unternehmen verloren geht. Ab dem Jahr 2016 muss die Branche zudem höhere Kapitalanforderungen erfüllen. Unter dem neuen Regelwerk "Solvency II" sollen unter anderem Zinsgarantien die Branche teurer zu stehen kommen. Unterdessen dürfte jede ungünstige Wirtschaftsentwicklung das Prämienwachstum der Lebensversicherer bremsen, schätzt die Eiopa.

    Derweil boomt das Geschäft mit der Verbriefung von Versicherungsrisiken, etwa in Form von Katastrophenanleihen. 2013 wurden so viele Papiere dieser Art ausgegeben wie seit 2007 nicht mehr, schreibt die Eiopa. So haben Pensionsfonds diese Form der Anlage als Renditetreiber entdeckt. Dadurch gerät das Geschäft der Rückversicherer unter Druck, die wegen der neuen Konkurrenz im Schaden- und Unfallgeschäft teils nur schwer Preiserhöhungen durchsetzen können. Die Eiopa kündigte an, diese Entwicklung genau im Auge zu behalten./stw/enl/stb