21.12.2015 15:26:45
|
Verschuldung deutscher Großstädte steigt auf Rekordhoch
BERLIN (AFP)-- Die Schulden der deutschen Großstädte sind trotz steigender Steuereinnahmen gestiegen: 2014 kletterte ihre Gesamtverschuldung im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 82,8 Milliarden Euro, wie aus einer am Montag in Berlin veröffentlichten Untersuchung der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hervorgeht. 2013 war die Gesamtverschuldung nur um 0,7 Prozent gewachsen.
Im Gegensatz zu 2013, als noch knapp die Hälfte der 72 deutschen Großstädte ihre Schuldenlast reduzieren konnte, gelang dies 2014 demnach nur 25 Prozent. Auch die Zahl der stark verschuldeten Großstädte mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von mindestens 6.000 Euro ist demnach weiter angestiegen: Ende 2014 betraf dies 16 Städte; ein Jahr zuvor waren es noch 15 gewesen.
Besonders schlecht sieht es laut EY in den Städten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen aus: Die vier rheinland-pfälzischen Großstädte weisen im Schnitt eine Pro-Kopf-Verschuldung von 7.063 Euro auf, bei den 28 NRW-Städten sind es 5.081 Euro. Zum Vergleich: Die acht bayerischen Großstädte kommen auf eine Pro-Kopf Verschuldung von 3.470 Euro; in den sechs niedersächsischen Großstädten liegt die Verschuldung sogar nur bei 2.206 Euro je Einwohner.
Die relativ gesehen am stärksten verschuldete Großstadt der Republik ist demnach Saarbrücken, die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 11.568 Euro. Auf Platz zwei der Negativrangliste folgt Oberhausen mit 9.556 Euro Schulden pro Bewohner, vor Offenbach am Main mit 8.785 Euro Schulden. Am anderen Ende der Liste steht Braunschweig mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 452 Euro, vor Jena (724 Euro) und Düsseldorf (1.137 Euro).
"Die Mehrheit der Kommunen gerät immer tiefer in die Verschuldung, denn die strukturellen Probleme verschärfen sich: Vor allem die steigenden Sozialausgaben entwickeln sich zu einer massiven Belastung", erklärte Bernhard Lorentz von EY.
Für 2015 erwarten die Kämmerer der Städte demnach, dass die Sozialausgaben durchschnittlich um 5 Prozent steigen. Ein Grund dafür seien auch die hohen Flüchtlingszahlen. Die Kosten für deren Unterbringung und Betreuung würden den Kommunen nur teilweise ersetzt.
Demnach verstärkt sich zudem die Entwicklung, dass die Kluft zwischen armen und reichen Städten sich weiter vergrößert. Während hoch verschuldete Städte in strukturschwachen Regionen kaum von der guten Konjunktur und den steigenden Steuereinnahmen profitieren könnten, hätten wohlhabende Städte zunehmend auch finanziellen Gestaltungsspielraum, um mit attraktiven Angeboten Unternehmen und neue Einwohner anzulocken.
EY untersuchte nach eigenen Angaben die Verschuldungssituation aller deutscher Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern.
DJG/apo
(END) Dow Jones Newswires
December 21, 2015 09:16 ET (14:16 GMT)- - 09 16 AM EST 12-21-15
![](https://images.finanzen.at/images/unsortiert/wertpapierdepot-absichern-aktienchart-boerse-750493204-260.jpg)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!