08.09.2015 14:12:40

Vermögensverwalter Amundi: 'Die Sorgen um China sind übertrieben'

FRANKFURT (dpa-AFX) - Den schlechten chinesischen Außenhandelsdaten vom Montag zum Trotz: Ökonomen des Vermögensverwalters Amundi finden die derzeitigen Sorgen der Anleger um das Reich der Mitte überzogen. "Die Ängste vor den Auswirkungen der schwächelnden Konjunktur in China auf den restlichen Globus sind momentan definitiv übertrieben", sagte Amundi-Chefvolkswirt Didier Borowski am Dienstag in Frankfurt.

Zwar sei eine stetige Verlangsamung des chinesischen Wachstums zu erwarten. Aber die Abhängigkeit der Industrienationen vom Reich der Mitte werde überschätzt. Das gelte auch für den Euroraum. "China kann die Erholung der Eurozone nicht beeinträchtigen", sagte der Ökonom.

Die Industrienationen seien weniger auf China als Abnehmer ihrer Waren angewiesen, als oft angenommen. Vergleichsweise stark abhängig seien zwar Japan und Deutschland. Selbst hier liege aber gemessen am Bruttoinlandsprodukt der Anteil der Ausfuhren nach China nur bei 2,7 beziehungsweise 2,4 Prozent. Im Durchschnitt in der Eurozone betrage der Anteil 1,2 Prozent.

Zudem sei die Behauptung einiger falsch, dass China inzwischen die größte Volkswirtschaft der Welt sei. Dies treffe zwar nach Kaufkraftparität betrachtet zu, also unter Berücksichtigung des niedrigeren chinesischen Preisniveaus, das entscheidend ist, wenn es um den Lebensstandard der Menschen geht. Es treffe aber nicht zu, wenn man die Wirtschaftskraft unmittelbar in US-Dollar messe. Diese Betrachtung betont die Bedeutung eines Landes für andere Länder als Nachfrager. "Nach wie vor sind die Eurozone und die USA die Konsumenten letzter Instanz", sagte Borowski.

Hinzu kommt: "Es ist seit einigen Jahren eine zunehmende Entkopplung zwischen den Schwellenländern und den Industrieländern zu beobachten", sagte Borowski. Das Wachstum in den Schwellenländern sei schon seit einigen Jahren zurückgegangen. Je geringer die Dynamik sei, umso geringer sei auch das Potenzial, für weitere externe Schocks in den Industrieländern zu sorgen.

Die Volkswirtschaften der Industrienationen hätten sich inzwischen angepasst. Von einem Boom könne zwar keine Rede sein. Aber das aktuell zu beobachtende moderate Wachstum hänge nicht von den Schwellenländern ab, sondern vor allem von der Binnenwirtschaft und von anderen Industrieländern. Über den niedrigen Ölpreis profitierten die Industrienationen sogar indirekt von der Schwäche Chinas: "Global betrachtet sind die niedrigen Ölpreise ein Nullsummenspiel", sagte Borowksi. "Die einen gewinnen, die anderen verlieren. Und auf der Gewinnerseite stehen nun einmal die meisten Industrieländer."/tos/jsl/stb

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