E.ON-Tausch als Vorbild 19.11.2014 12:42:00

Verbund offen für Abgabe von Rumänien- und Albanien-Engagement

"Wir sind offen für Gespräche, müssen aber nicht zwingend verkaufen", sagte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber im Interview mit dem "WirtschaftsBlatt" (Mittwoch). "Am liebsten würden wir tauschen: Wenn sich so ein Asset-Swap wie mit der deutschen E.ON in der Türkei ergibt, wäre das eine ideale Konstellation." Der Fokus des Verbund liegt auf Wasserkraft und auf den Kernmärkten Österreich und Deutschland

Zu möglichen Zukäufen sagte Anzengruber: "Wenn Wasserkraftwerke auf den Markt kommen, schauen wir sie uns an." Der Verbund habe in den vergangenen sechs Jahren viel investiert, jetzt sei "eine Phase, in der wir uns zurückhalten". Der nächste Anstieg werde aber kommen, Prognosen sagten ein Anziehen der Strompreise 2018/19 voraus. Der Verbund steht zu 51 Prozent im Eigentum der Republik Österreich. Anzengruber betonte die Wichtigkeit der Dividendenkontinuität. Es bleibe angesichts geringerer Investitionen genug Cashflow für die Dividende übrig.

Beim Gaskraftwerk im steirischen Mellach warte man auf die Entscheidung des Schiedsgerichts, wer das Bereithalten für die Fernwärme der Stadt Graz zahle. Der Vertrag mit der Stadt Graz stamme aus dem Jahr 2000 und schreibe Bedingungen vor, "die für uns ruinös sind".

Zur Kritik des Rechnungshofes am Engagement in Frankreich, Italien und in der Türkei sagte Anzengruber, die Entscheidung, in diese Länder zu gehen, sei von den zu dieser Zeit herrschenden Rahmenbedingungen geprägt gewesen. Die Beurteilung sehe er in vielen Bereichen als massiv überzogen. Darüber hinaus belegten Gutachten "unser sorgfältiges Vorgehen".

Die Vorwürfe der Finanzmarktaufsicht, der Verbund habe beim Türkei-Ausstieg nicht rechtzeitig informiert, weist Anzengruber zurück. "Wir berufen dagegen und sind uns keiner Verfehlung bewusst. Wir haben regelkonform informiert." In der Zeit habe es keine Transaktionen, keinen Ankauf oder Verkauf von Aktien, keine ungewöhnlichen Kursbewegungen gegeben. "Retrospektiv einen Prozess zu beurteilen ist etwas anderes als mitten drin zu sein. Es ist fast Ansichtssache."

Auf die Frage, ob er jede politische Entscheidung mittrage, oder ob es eine Grenze gebe, wo er sage nicht mit mir, erklärte Anzengruber: "Das ist sicher die Frage, die man sich stellen muss. Wenn eine Konstellation kommt, die das Arbeiten unnötig erschwert, dann müsste ich die Konsequenzen ziehen." Die derzeitige Eigentümerstruktur sei sehr gut, er wüsste nicht, was besser werden sollte.

Zur Zusammenarbeit mit Verbund-Finanzchef Peter Kollmann - laut einem "Presse"-Bericht vom vergangenen Wochenende soll dieser über einen vorzeitigen Abgang wegen Differenzen mit Anzengruber nachdenken - sagte der Verbund-Chef im "WirtschaftsBlatt": "Das sind Gerüchte, die ich nicht näher kommentieren will. Wir verfolgen unsere Strategie abgestimmt als Team." Ausgeschlossen hat Anzengruber, dass er neuer OMV-Chef wird.

(Schluss) itz/ivn

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