"Nicht gelogen" |
12.01.2016 18:10:47
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VW-Chef irritiert mit Interview - und relativiert Abgasskandal
Bislang hatten sich Volkswagen-Verantwortliche angesichts der im September aufgedeckten Abgasmanipulationen reumütig gegeben. Müller führte den Einsatz einer gesetzeswidrigen Steuereungssoftware bei einer Pressekonferenz im Dezember unter anderem auf eine Haltung in Teilen des Unternehmens, "Regelverstöße zu tolerieren", zurück. "Kein Geschäft rechtfertigt es, gesetzliche und ethische Grenzen zu überschreiten", sagte Volkswagen-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch mit Blick auf den Abgasskandal.
Seit der Aufdeckung der Manipulationen galt zudem als weitgehend unstreitig, dass Volkswagen gegenüber der US-Umweltbehörde falsche Angaben gemacht hatte, nachdem diese wegen auffälliger Abgaswerte Untersuchungen aufgenommen hatte. Der US-Chef des Konzerns, Michael Horn, sagte bei einer Anhörung vor dem Repräsentantenhaus im Oktober, Volkswagen habe unter anderem das Vertrauen der Behörden gebrochen. Das US-Justizministerium schrieb in einer Anfang Januar eingereichten Klage, Verantwortliche des Autoherstellers hätten die Untersuchungen durch irreführende Informationen behindert und mit Fehldarstellungen Fakten verdeckt.
Volkswagen-Chef Müller bat den Sender NPR denn auch einen Tag nach dem am Sonntag geführten Interview, seine Aussagen ergänzen zu können. Die entsprechende Darstellung der Radiostation bestätigte ein Sprecher gegenüber Dow Jones Newswires. In dem zweiten Interview zog Müller seine Aussagen nicht ausdrücklich zurück, sagte aber, das Gespräch am Vortag sei ihm schwer gefallen "vor all den Kollegen und bei all den Rufen". Hintergrund sind offenkundig auch Müllers Sprachkenntnisse. Schon im Oktober hatte er bei einer Telefonkonferenz Schwierigkeiten gehabt, eine Frage auf Englisch zu beantworten.
In dem zweiten Gespräch mit NPR sagte Müller, Volkswagen akzeptiere vollständig, gegen Regeln verstoßen zu haben. "Es gibt keinen Zweifel darüber", fügte er hinzu. Auch gegenüber deutschsprachigen Journalisten hat Müller allerdings in den vergangenen Tagen die Schuld von Volkswagen im Abgasskandal relativiert. Er wehre sich, "wenn VW generell kriminelles Verhalten unterstellt wird", sagte er etwa in einem Interview der Wirtschaftswoche von Ende Dezember. "Kriminell heißt für mich, dass sich Leute an einer Sache bereichern und anderen bewusst schaden. Das hat bei uns niemand getan", sagte er in dem Gespräch weiter.
Volkswagen hat in den USA rund 600.000 Dieselfahrzeuge mit der eigens entwickelten Software zur Manipulation von Abgaswerten verkauft. Der Stickoxidausstoß der Autos übersteigt die Grenzwerte nach Angaben der US-Behörden teils um ein Vielfaches. Stickoxid bringen Forscher unter anderem mit Atemwegserkrankungen in Verbindung.
Am Mittwoch trifft sich Müller mit Vertretern der Umweltbehörde EPA in Washington, um für deren Genehmigung von Volkswagens Rückrufplänen zu werben. Die Vorschläge des Autoherstellers sehen für den US-Markt eine Kombination aus der Rücknahme einiger Fahrzeuge und einem Umbau der übrigen Autos vor, wie ein mit dem Plan vertrauter Insider im Gespräch mit Dow Jones Newswires sagte.
FRANKFURT (Dow Jones)
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