Sorgen etwas gedämpft 08.07.2016 15:44:45

Unerwartet kräftiger Aufschwung am US-Arbeitsmarkt

Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Federal Reserve in diesem Jahr vielleicht doch noch an der Zinsschraube dreht, ungeachtet der vielen Unwägbarkeiten und Krisen in der Welt. Zuletzt hatte der Brexit-Beschluss einen Schatten über die Weltwirtschaft geworfen und die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt.

Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg um 287.000, wie das US-Arbeitsministerium berichtete. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur einen Zuwachs um 165.000 erwartet. Die Zahl für Mai wurde spürbar nach unten revidiert, die für April jedoch kräftig nach oben. Das Ministerium meldete für Mai ein Stellenplus von 11.000 (vorläufig: 38.000), für April von 144.000 (vorläufig: 123.000) Jobs.

"Mit diesem sehr starken Report ist es möglich, dass die Fed später im Jahr die Zinsen erhöht, doch die Instabilität in der Weltwirtschaft und auf den Finanzmärkten könnte es sehr schwierig machen", sagte Bruce Bittles, Chefstratege bei der Investmentfirma Robert W. Baird & Co.

Ökonom: Märkte preisen Zinserhöhung zu gering ein

In einem Interview mit dem Wall Street Journal hatte die Präsidentin der Federal Reserve Bank von Cleveland, Loretta Mester, dafür plädiert, dass die Zentralbank vor dem nächsten Zinsschritt erst die Auswirkungen des Brexit-Beschlusses in Großbritannien abwartet. "Wir haben Zeit, um die Lage zu sondieren, um zu sehen, ob der überraschende Beschluss zum Verlassen der EU den Pfad der US-Wirtschaft beeinflusst."

Chefökonom Rob Carnell von der ING Bank sah sich jedoch in seiner Einschätzung bestätigt, dass die Märkte die Möglichkeit von Zinserhöhungen viel zu wenig einpreisen. "Bislang hatten die Märkte damit gerechnet, dass es bis Ende 2017 zu keiner Zinserhöhung kommt. Nach diesen starken Jobzahlen wurde das Datum um einige Monate auf das vierte Quartal 2017 nach vorne verschoben. Aber das erscheint mir immer noch nicht ausreichend zu sein."

Die separat erhobene Arbeitslosenquote stieg im Juni auf 4,9 von 4,7 Prozent, während Ökonomen einen Anstieg auf 4,8 Prozent erwartet hatten. Für diese Statistik werden private Haushalte befragt, für die Beschäftigtenzahl hingegen Unternehmen und Behörden.

Der Anstieg der Arbeitslosenquote dürfte maßgeblich darauf zurückgehen, dass die sogenannte Beschäftigungsquote - also der Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtheit der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter - zulegte; es strömten also mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt und die Quote stieg leicht auf 62,7 Prozent.

Löhne steigen etwas schwächer als erwartet

Die durchschnittlichen US-Stundenlöhne kletterten um 0,02 Dollar auf 25,61 Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Löhne um 2,6 Prozent höher. Volkswirte hatten allerdings mit einer etwas höheren Wachstumsrate von 2,7 Prozent gerechnet.

Viele Anleger, Ökonomen und Geldpolitiker hat in letzter Zeit die Frage umgetrieben, ob die jüngste Schwäche am US-Arbeitsmarkt nur ein vorübergehendes Phänomen ist oder ein Vorbote für einen anhaltenden Abschwung. Die starke Erholung dürfte diese Sorgen etwas gedämpft haben.

Die Aktien- und Wechselkurse reagierten mit merklichen Ausschlägen auf die Jobdaten. Der Dax vergrößerte seine Gewinne und stieg gegenüber dem Vortag um fast 2 Prozent. Auch der Dollar legte stark zu, während der Euro im Gegenzug auf 1,10 Dollar fiel. Der Goldpreis gab spürbar nach und fiel um 20 auf 1.337 Dollar.

WASHINGTON (Dow Jones)

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