Übernahmephantasie |
22.04.2014 12:09:00
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Pfizer will AstraZeneca schlucken
Der US-Pharmakonzern Pfizer habe in den vergangenen Wochen mit dem Branchenkollegen AstraZeneca über eine mögliche Übernahme gesprochen, berichtete die "Sunday Times" unter Berufung auf Investmentbanker und Industriekreise am Osterwochenende. Die Briten könnten dabei auf eine Bewertung von mehr als 60 Milliarden Pfund (100 Mrd US-Dollar, 73 Mrd Euro) kommen. AstraZeneca habe dem Werben der Amerikaner aber nicht nachgegeben, derzeit gebe es keine Gespräche. Allerdings könnte Pfizer es mit einem weiteren Angebot erneut versuchen. Die beiden Unternehmen wollten der Zeitung zufolge keinen Kommentar abgeben.
Doch an der Börse herrscht bei Pharmaaktien nun fast Goldgräberstimmung. Passend dazu meldete der Schweizer Pharmakonzern Novartis einen Umbau mit Transaktionen im Wert von über 25 Milliarden Dollar. Die Anleger sind begeistert: Pfizer gewannen trotz Absage als einer der besten Werte im Dow Jones am Montagabend zwei Prozent. Die Papiere von AstraZeneca sprangen zu Handelsstart am Dienstag in London um fast neun Prozent hoch. In einer ersten Reaktion stuften die Analysten der US-Investmentbank Citigroup die Aktien von Astrazeneca auf "Kaufen" hoch. Der europäische Sektorindex führte am Vormittag mit einem Plus von 3,02 Prozent das Branchentableau mit deutlichem Abstand an.
Ein Händler sah durch die angekündigten Transaktionen sowie den zunächst gescheiterten Milliarden-Deal zwischen Pfizer und AstraZeneca Rückenwind für das gesamte Marktgeschehen. Das Interesse der Investoren werde wieder spürbar zunehmen, denn die große Übernahme- und Fusionswelle fange offenbar gerade erst an. Im DAX ging es dann auch für die Titel von Bayer und Merck um zeitweise mehr als zwei Prozent nach oben. Die zuletzt abgestraften Aktien des Generika-Herstellers STADA rückten im MDAX zwischenzeitlich um mehr als dreieinhalb Prozent vor.
AstraZeneca wirkt angeschlagen: Im Februar stimmte der britisch-schwedische Pharmakonzern die Aktionäre nach einem deutlichen Gewinneinbruch auf eine mehrjährige Durststrecke ein. Die Konkurrenz durch billige Nachahmermittel sei drückend. Der Konzern ist vor allem für die Medikamente Crestor (Blutfettsenker) oder auch Seroquel zur Behandlung von Schizophrenie bekannt. Für die Briten arbeiten rund 51 500 Menschen weltweit, davon 900 in Deutschland. Im Jahr 2013 lag der Umsatz bei 25,7 Milliarden Dollar.
Auch der US-Pharmakonzern Pfizer steht unter Druck: Unter Berücksichtigung von Sonderposten sackte der Überschuss des in einem weitreichenden Umbau steckenden Pharmariesen im vierten Quartal 2013 um 59 Prozent auf 2,6 Milliarden US-Dollar ab. Pfizer steht wegen ablaufenden Patentschutzes für den Blutfettsenker Lipitor und das Potenzmittel Viagra vor schwierigen Zeiten. Pfizer hat rund 90 000 Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern, davon rund 3000 in Deutschland. Zuletzt erzielte das Unternehmen einen Jahresumsatz von 51,6 Milliarden Dollar.
Die internationale Pharmabranche hat sich in den vergangenen Jahren mit einer Reihe von Übernahmen und Fusionen neu geordnet. Pfizer war regelmäßig mit dabei. Im Januar 2009 schluckte Pfizer den Biotechnologie-Spezialisten Wyeth für damals 68 Milliarden Dollar. Im Jahr 2000 zog Pfizer den bisher größten Deal der Branche durch: Für damals 87 Milliarden Dollar kaufte der Konzern den US-Konkurrenten Warner-Lambert.
Die Pharmaindustrie ist auch aktuell stark in Bewegung: Viele große Konzerne suchen wegen auslaufender Patente und sinkender Gewinnmargen nach neuen Geschäftsfeldern oder Partnern. In Deutschland hatte der Bayer-Konzern zuletzt die rund zwei Milliarden Euro schwere Übernahme des norwegischen Krebsmittelspezialisten Algeta abgeschlossen./stk/men/stb
LONDON (dpa-AFX)
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