16.09.2014 14:15:00
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US-Wirtschaft im Aufschwung - Billigenergie befeuert Wachstum
"Es wird schon für 2015 über die 3 Prozent-Marke geredet", bringt Rößler in Wien im Gespräch mit Journalisten die Aufbruchsstimmung in der größten Volkswirtschaft der Welt auf den Punkt. Die Arbeitslosenquote kratzt an der 6-Prozent-Marke, die sich die US-Notenbank als Signal zum Ende der konjunkturfördernden Maßnahmen gesetzt hatte.
Das billige Geld habe die Wirtschaft nach der großen Krise wieder in Schwung gebracht: Die Nullzinspolitik der Notenbank und die Kreditpolitik der Banken hätten den Verbrauchern wieder mehr Spielräume verschafft. Am Immobilienmarkt werden für Kredite nun zumindest Anzahlungen verlangt, um riskante Spekulationen einzubremsen. Die Verschuldung des Mittelstands bleibe aber Thema: Die hohen Kosten für die Ausbildung würden zwar mit Krediten finanziert, wenn dann aber nach dem College und der Universität kein adäquater Job folge, müssten diese Kredite trotzdem zurückgezahlt werden. Viele Amerikaner starten daher schon mit einem Schuldenrucksack ins Berufsleben, der kaum mehr abgebaut werden könne.
Befeuert wird der US-amerikanische Aufschwung auch von der billigen Energie: Wurden im Jahr 2008 erst 70 Prozent der im Land verbrauchten Energie selbst produziert, waren es 2013 schon 89 Prozent. Bei Energie seien die USA zum Niedrigstpreisland geworden, die Gaspreise betragen nur rund ein Drittel der Preise in Europa, bei Industriestrom liegt der Preis bei 70 Prozent des Preises in Österreich. Die Nutzung der riesigen Schiefergasvorkommen in Texas und North Dakota dürfte den Boom noch weiter befeuern.
Im Gegensatz zu Europa stößt das "Fracking" in den USA nicht auf Widerstand, was auch damit zu tun habe, dass die Vorkommen meist in unbesiedelten Regionen liegen. Im Gegenteil, die örtliche Bevölkerung begrüße großteils die Förderung, da sie mit neuer Wirtschaftskraft für entlegene Regionen einhergehe, schildert Rößler. Während die Förderung des Erdgases kein Problem darstelle, ist der Transport von den Vorkommen in North Dakota zu den Energieverbrauchern schwieriger. Hingegen seien in Texas die Energielager oft sehr nahe bei den Verbrauchern, der Industrie, angesiedelt.
Über ein Pipeline-System soll das billige Gas nun quer durchs Land gebracht werden. Auch die Verflüssigung (Liquefied Natural Gas - LNG) bringe viele Möglichkeiten. Nun würden die Einrichtungen für LNG, die ursprünglich für Importe gedacht waren, umgedreht: Sie sollen künftig dem Export der billigen Energie dienen. In den USA werde die Debatte derzeit dahingehend geführt, ob nur die engsten Verbündeten oder auch andere Staaten von dem billigen Gas profitieren sollten.
Die günstige Energie und die deklarierte Strategie einer "Reindustrialisierung" der USA hätten die Ansiedlung und Rückholung von Industriebetrieben befeuert, schildert Rößler. Das "Re-shoring" habe in einigen energieintensiven Branchen wie Chemie, Plastik und Stahl bzw. in Sektoren mit geringem Lohnkostenanteil ganz gut funktioniert. Es sei aber oft schwer festzustellen, ob es sich um eine echte Reindustrialisierung, oder um den zyklischen Aufschwung nach der tiefen Krise handle.
(Schluss) gru/cri
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