30.03.2015 15:03:46
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US-Ökonom Meltzer äußert sich skeptisch zu Zukunft des Euro
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)-- Der US-Ökonomen Allan Meltzer hat sich skeptisch zu Zukunft des Euro in seiner jetzigen Form geäußert. Den prominenten Kritiker und Historiker der US-Notenbank stört die offenkundige Unfähigkeit der Euro-Länder, ihre relativen Preise anzugleichen. Auch deshalb hofft Meltzer, das die Europäer Griechenland "loswerden" können, wie er bei einer Veranstaltung in Frankfurt sagte. Angst vor kontroversen Thesen zeigte der 87-jährige Professor der zur Carnegie Mellon University gehörigen Tepper School of Business keine.
"Ich bin kein Freund fester Wechselkurse, aber ich akzeptiere, dass die Europäer einen wollen", sagte Meltzer in seinem von Otmar Issing eingeführten Vortrag. Eigentlich ging es darin um die "Fehlgeleitete Politik der Federal Reserve", aber die Zuschauer interessierten sich doch für die Meinung des Veteranen zum Euro. Den betrachtet er lediglich als ein System fester Wechselkurse.
Und feste Wechselkurse findet er hinderlich. Denn so sagt er, Frankreich und Italien seien im Unterschied zu Deutschland während der Kanzlerschaft Gerhard Schröders "politisch nicht in der Lage", ihre realen Lohnkosten zu senken. In noch höherem Maß gilt Meltzers Befund für Griechenland, das er "einen korrupten Staat" nennt, unfähig zu derartigen Reformleistungen. "Langfristig wäre es für Europa gut, wenn es Griechenland loszuwerden könnte", sagt er.
Meltzer glaubt nicht, dass Griechenland seine Schulden bezahlen kann und hält einen Zahlungsausfall (Default) für wahrscheinlich.
Die langfristige Zukunft des Euro liegt für ihn in einem System, das eine breite Anpassung der Lohnstückosten erlaubt. Will heißen: Wenn dem Euro nur noch Länder angehören, die bewiesen haben, dass sie zu derartigen Anpassungsleistungen in der Lage sind und die über eine entsprechende Wettbewerbsfähigkeit verfügen. Entsprechende Vorschläge macht Meltzer schon länger.
An der Geldpolitik der Federal Reserve lässt Meltzer übrigens auch kein gutes Haar: Sie ignoriere die Tatsache, dass Geldpolitik nur über die Beeinflussung von Vermögenswertpreisen wirke, sie ignoriere die Bedeutung von Geld- und Kreditmengenentwicklungen, sie versuche Probleme zu lösen, für die es keine geldpolitische Lösung gebe und sie achte zu sehr auf kurzfristige Konjunkturdaten.
Dieses Thema liegt dem Mann, der kurz nach dem Krieg studiert hat und noch mit dem Festwechselkurssystem von Bretton Woods groß geworden ist, besonders am Herzen. "Es gibt keine Modelle, mit denen man solche Quartalsdaten ordentlich interpretieren kann", sagt er. Worin die Ökonomie seiner Ansicht nach wirklich gut ist, ist die Interpretation langfristiger Entwicklungen.
Aus seiner Sicht hat es deshalb nur zwei Episoden gegeben, in denen die Geldpolitik der US-Wirtschaft wirklich gut gedient hat: Die Zeit des Goldstandards 1923 bis 1928 und die Jahre, als Allan Greenspan Chairman der Fed war. "Nur die Greenspan-Periode dauerte länger und funktionierte viel besser."
Allan Meltzer, ist ein Liberaler, der nicht nur eine umfassende "Geschichte der Federal Reserve" geschrieben, sondern auch eine "Rationale Theorie der Größe von Regierungen" entwickelt hat. Er findet, dass man die Gesundheit und Sicherheit großer Banken nicht staatlichen Aufsichtsbehörden überlassen sollte, weil die nicht die richtigen Anreize zur Erfüllung dieser Aufgaben haben.
Sein Tipp: "Heben sie die Eigenkapitalquoten einfach auf 15 Prozent an, dann verhält sich die Bank vernünftig. Und tut sie es nicht gleich, dann zwingen die Aktionäre sie dazu." Damit meint er übrigens die so genannte Leverage Ratio, die ab 2019 offiziell 3 Prozent betragen muss. Von risokogewichteten Quoten rät er dringend ab. "Die sind nur dazu gut, die Regulierung zu umgehen."
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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