14.02.2015 18:22:30

US-Ökonom Eichengreen warnt vor "Grexit" und rät Tsipras Zeit zu geben

   Der US-Ökonom Barry Eichengreen hat vor den Folgen eines Euro-Ausstiegs Griechenlands gewarnt und zugleich geraten, der neuen griechischen Regierung Zeit zu geben.

   Die Länder der Euro-Zone machten in den laufenden Verhandlungen mit Athen den Eindruck, einen sogenannten Grexit leichtfertig in Kauf zu nehmen. Die Folgen könnten aber nach wie vor verheerend sein. "Sie würden auf andere Länder übergreifen. Wenn portugiesische Familien oder spanische Unternehmen sehen, wie aus Euro wieder Drachmen werden, werden sie ihr Geld vom Konto holen. Das könnte sich zu einem Ansturm auf die Banken ausweiten. Investoren würden über den nächsten Austrittskandidaten spekulieren", sagte Eichengreen der Welt am Sonntag. Das könne schließlich das ganze Euro-Projekt gefährden.

   Der Geldhistoriker von der Universität Kalifornien in Berkeley plädierte dafür, der gerade erst gewählten griechischen Regierung etwas mehr Zeit zu geben. "Sie müssen den Griechen wieder Luft zum Atmen geben, das ist auch im Interesse der Gläubiger. Ich würde dafür plädieren, die Zinszahlungen der Anleihen an das Wirtschaftswachstum zu koppeln. Nur wenn die griechische Wirtschaft wächst, muss das Land dann Zinsen zahlen, ansonsten werden diese einfach gestundet", so Eichengreen.

   Nach seiner Einschätzung leidet nicht nur die Politik, sondern auch der Finanzmarkt unter einer Fehleinschätzung der Lage. Die Aktienkurse gäben ein viel zu positives Bild ab. "Meine Erfahrung als Geldhistoriker hat mich gelehrt, dass sich die Märkte immer entspannt zeigen, bis sie es plötzlich nicht mehr sind", so Eichengreen. "Ob nun der Bankenkrach von 2008 oder die Schwellenländerkrisen Ende der 90er-Jahre: Jeder kann seine Lieblings-Finanzkrise heraussuchen und wird feststellen, dass Märkte kein wirklich guter Krisenindikator sind. Im Vorfeld waren die Akteure immer viel zu lange viel zu entspannt und gerieten später in völlige Panik."

   Würde Griechenland aus dem Euro gedrängt, hätte das nicht nur dramatische Folgen für den Währungsraum, sondern auch für die geostrategische Lage in Europa. "Der Westen wird kaum wollen, dass sich Russland als Retter inszeniert und plötzlich der Kreml in Europa mitmischt. Das hätte dramatische Folgen für das Militärbündnis Nato. Der Euro ist für Europa von großem symbolischen und geostrategischen Wert."

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/smh

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   February 14, 2015 11:51 ET (16:51 GMT)

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