20.04.2016 10:57:49

US-Justiz bittet VW um Schweigen zu konzerneigener Ermittlung

   Von Devlin Barrett und Aruna Viswanatha

   NEW YORK (Dow Jones)-- Das US-Justizministerium wendet sich mit einer Aufforderung an Volkswagen. Die Behörde verlangt von VW, auf eine Veröffentlichung der Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchung des Abgasskandals zu verzichten. Der Grund: Namen und Details, die auch ein Schlüssel zur regierungseigenen Untersuchung sind, sollen geheim gehalten werden.

   Die Aufforderung des Ministeriums könnte es für die Deutschen erschweren, ihren Aktionären und Kunden Antworten zu liefern. Eine Missachtung der Ministeriumsbitte könnte potenzielle Strafverfolgungen und mehrere Milliarden US-Dollar schwere Strafen vereiteln, so Insider. Vergangenen Monat hatte VW versprochen, Details einer Untersuchung zu veröffentlichen, die die Kanzlei Jones Day im Auftrag der Wolfsburger vorgenommen hatte. Was die Kommunikation über die Diesel-Thematik anbelange, sei man in dauerndem Austausch, bekräftigte VW in einer Mitteilung. Man werde sich in der zweiten Aprilhälfte näher dazu äußern.

Zeugen könnten plötzlich nicht mehr mit Ermittlern sprechen wollen Das Justizministerium verdeutlichte gegenüber VW, dass, wenn gewisse Namen oder Tatsachen an die Öffentlichkeit gelangten, es für Zivil- und Strafverfolger schwieriger sein könne zu ermitteln, was wirklich passiert ist, wie Insider berichten. Angestellte und Zeugen, die die Firma nennt, könnten plötzlich nicht mehr mit den Behörden sprechen wollen.

   Die Wolfsburger wollen den Aufsichtsrat am 22. April informieren und dabei die Ergebnisse der Untersuchung vorstellen, wie nahezu 600.000 Autos gegen die strengen Emissionsauflagen verstoßen konnten. VW räumte im vergangenen September ein, manipulierte Software in Diesel-Fahrzeugen eingesetzt zu haben, wodurch die Autos die Umwelt auf der Straße stärker belasteten als während Emissionstests der Regierung.

VW in Vielzahl von Klagen verwickelt Die offizielle Untersuchung in den USA dauere an, nähere sich aber ihrem Ende, erklärten Insider. Diese Verzögerung kommt zu einer Zeit, in der VW in rechtliche Scharmützel in den USA und Deutschland involviert ist, darunter strafrechtlicher Verfolgung, mehr als 500 Zivilklagen und einer Untersuchung der US-Wettbewerbsbehörde FTC, ob Volkswagen mit seiner Diesel-Werbung betrogen habe.

   Die Aufforderung des Justizministeriums ist keine formale Anweisung, setzt den Konzern aber unter Druck, ihr zu folgen. Firmen, die als nicht kooperativ erscheinen, sind tendenziell mit harscheren Strafen konfrontiert. Alles in allem ist die neue Entwicklung ein neuerliches Zeichen dafür, dass der Autohersteller den Abgasskandal nicht so schnell wie erwünscht abhaken kann. VW hat bereits zwei Mal die Veröffentlichung seiner Gesamtjahreszahlen 2015 verschoben und ebenso die Hauptversammlung. Die Konzernergebnisse sollen jetzt am 28. April präsentiert werden.

Kleine Gruppe von Ingenieuren soll für Manipulation verantwortlich sein Vergangenen Monat suchte VW um eine Verlängerung einer von einem Gericht auferlegten Frist nach, bis zu der Informationen über die Manipulation der Abgaswerte eingereicht werden können. Vorerst ist VW mit dem Auslaufen einer Frist am Donnerstag konfrontiert, um eine Einigung mit den Regulierern zu erzielen. Doch es ist unklar, ob VW diese Frist wirklich einhalten kann. Eine Sprecherin der US-Umweltbehörde EPA wollte sich nicht dazu äußern. Als Antwort auf eine Zivilklage in Deutschland hatte VW erklärt, dass die Dieselmotoren-Software so von einer kleinen Gruppe Ingenieure im Jahr 2006 kalibriert wurde, dass es die Vorstandsetage nicht bemerkte.

   Das Zurückhalten zusätzlicher Details könnte der US-Regierung noch auf eine andere Art und Weise in die Karten spielen. Als GM im Jahr 2014 einen eigenen Bericht inmitten einer staatlichen Ermittlung in Hinblick auf fehlerhafte Zündschlösser veröffentlichte, führte das zu harten Fragen der Öffentlichkeit, warum die Regierung Einzelpersonen unbehelligt ließ, die von den GM-Ermittlern als mit den Problemen vertraut ausfindig gemacht worden waren. GM räumte vergangenen September strafrechtliches Fehlverhalten ein und zahlte eine Strafe von 900 Millionen Dollar. Keine Einzelpersonen wurden im Zusammenhang mit der Untersuchung belangt.

   Kontakt zu den Autoren: unternehmen.de@dowjones.com

   Mitarbeit: William Boston

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