05.06.2015 10:50:00
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US-Fracking bekommt durch Studie des Weißen Hauses Rückenwind
Von Russell Gold und Amy Harder
WASHINGTON (Dow Jones)-- US-Energiefirmen können sich freuen. Laut dem Weißen Haus schädigt die umstrittene Fracking-Methode nicht generell das Trinkwasser des Landes. Der Bericht der US-Umweltschutzbehörde (EPA) kommt zu dem Schluss, dass hydraulisches Fracking - wie es von der Industrie verbreitet angewandt wird - keine "weitreichenden, systemischen Einflüsse auf das Trinkwasser hat".
Allerdings räumt die EPA ein, dass es eine kleine Anzahl kontaminierter Trinkwasserbrunnen gebe. Die Beamten strichen deshalb auch die Gefahren heraus, darunter die Entsorgung von Abwässern und die Konstruktion langlebiger Bohrlöcher. Der Bericht wird rund ein Jahrzehnt nach Beginn des Fracking-Booms in den USA veröffentlicht. Er unterstützt die Position der Energiebranche und ihrer Anhänger. Demnach lässt sich Fracking - auch in großem Stil - sicher betreiben.
Zwar rät die EPA zu keiner bestimmten Handelungsweise. Doch belebt sie mit ihren Ergebnissen eine jahrelang währende Debatte über die Rolle der Energieversorgung des Landes. Die Studie kommt auch zu einer Zeit, in der Umweltschützer immer mehr dazu drängen, die Fracking-Technologie ganz zu verbieten. Diesen Schritt haben mit New York und Maryland gerade zwei Bundesstaaten mit großen Erdgasressourcen vollzogen.
Der EPA-Bericht wird unterschiedlich interpretiert. Energiefirmen und die meisten Republikaner halten Fracking nunmehr für sicher. Umweltschützer und einige Demokraten verweisen dagegen auf die verschmutzen Trinkwasserbrunnen als Beweis für die erheblichen Umweltschäden.
Die EPA betont deswegen: Der Zweck ihrer Studie lag nicht darin, zu ermitteln, ob Fracking sicher oder unsicher ist. Vielmehr sollten dessen Gefahren aufgedeckt und besser verstanden werden. Fracking solle dank der Studie in möglichst sicherer Weise betrieben werden.
In Deutschland hat die Große Koalition unter schweren Attacken der Opposition gerade erst ein Fracking-Gesetz bei der ersten Beratung im Bundestag verteidigt. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) erklärte, dass der Gesetzentwurf "sehr strenge Regeln" vorsehe. "Wir nehmen die Sorgen der Bürger sehr ernst", versicherte die SPD-Politikerin. Grüne und Linke befürchten hingegen die Verschmutzung des Trinkwassers und massive Umweltschäden, wie sie angeblich in den USA durch Fracking entstanden seien.
Umweltministerin Hendricks selbst gilt nicht als große Unterstützerin der Technologie, musste sich aber dem Druck der Parteiführungen von SPD und Union beugen. Sie ist aber gegen ein generelles Frackingverbot, da sich aus ihrer Sicht wegen der im Grundgesetz geschützten Forschungsfreiheit eine neue Technologie nicht einfach untersagen lasse.
Nach dem Willen der Koalition wird das bestehende Berg- und Umweltrecht verschärft. Unter strengen Auflagen soll die "unkonventionelle Gasförderung aus härteren Gesteinsschichten" künftig erprobt werden, 2019 könnte es eine kommerzielle Förderung geben. Das konventionelle Fracking aus Sandstein bleibt weiterhin erlaubt, allerdings wird für jedes Bohrloch eine strenge Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig. Mit diesem Verfahren wird in Deutschland seit den 1960er Jahren Gas in Niedersachsen gefördert. In Wasserschutzgebieten und Nationalparks soll die Produktion hingegen nicht mehr erlaubt werden.
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Mitarbeit: Christian Grimm.
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