18.10.2016 12:02:00
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US-Fondsmanager sehen US-Wirtschaft auf Kurs, Fiskalpolitik gefragt
Auch vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen erwarten sie keinen nachhaltigen Einfluss auf die Märkte. Eine mögliche Wahl Donald Trumps dürfte zwar weniger unwahrscheinlich sein, als jüngste Meinungsumfragen zeigen, und könnte auch kurzfristig für einen Dämpfer an den Börsen sorgen, glaubt Dreifus. Trump gelte zwar als wirtschaftsfreundlich, Sorgen mache aber vielen seine völlig fehlende politische Erfahrung. Dank des US-Systems der "checks and balances" sollte auf lange Sicht der Einfluss des Wahlausgangs auf die Wirtschaftsentwicklung aber gar nicht so groß sein, erwartet Dreifus.
Für die US-Wirtschaft sprechen nach Einschätzung der beiden Experten das moderate Bevölkerungswachstum, das großzügige Angebot an Land- und Energieressourcen, der hohe technologische Entwicklungsstand und die verhältnismäßig geringe Abhängigkeit der US-Konjunktur vom Rest der Welt. Im Gegensatz zu anderen Volkswirtschaften sind die USA stark vom Binnenkonsum und nur in geringerem Ausmaß von Exporten getrieben.
Während die Bedingungen für den heimischen US-Konsum "auf dem Papier" gut aussehen, sind viele Verbraucher und Unternehmen bei ihren Ausgaben aber noch zögerlich, konstatieren die Experten. Die Geldpolitik hat hier ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, gefragt sind jetzt fiskalpolitische Maßnahmen wie öffentliche Investitionen in die Infrastruktur des Landes oder Steuersenkungen, glaubt Charles Dreifus.
Die Maßnahmen der US-Notenbank haben zuletzt nur sehr wenig Einfluss auf das tatsächliche Wirtschaftswachstum gehabt, bemängelt der Experte. Die lockere Geldpolitik und das extrem niedrige Zinsniveau haben vor allem zu einer Suche nach Finanzanlagemöglichkeiten und damit zu einem Boom an den Immobilien-, Finanz- und Kunstmärkten geführt.
Anlagechancen und einen guten Einstiegszeitpunkt sehen die beiden Fondsmanager vor diesem Hintergrund bei US-Small Caps, also Aktien von verhältnismäßig kleinen US-Firmen. Im Gegensatz zu den Aktien bekannter US-Konzerne werden Small Caps von Investoren oft wenig beachtet, erklärt Dreifus. Damit gibt es hier noch Marktineffizienzen und potenzielle "Schnäppchen" bei soliden Unternehmen.
Bei ihrem eigenen Fonds setzen die Experten auf "Stock Picking", also eine selektive Auswahl von Einzeltiteln im Gegensatz zu einem Investment in Branchen oder Indizes. Auf dem Radar haben die Royce-Fondsmanager börsenotierte US-Kleinunternehmen, das sind Firmen mit einer Marktkapitalisierung von unter 3 Milliarden US-Dollar (2,7 Mrd. Euro). Zum Vergleich: Die österreichische voestalpine hat eine Marktkapitalisierung von derzeit rund 3,3 Mrd. Euro.
Aus den rund 4.300 in Frage kommenden Unternehmen wird auf Basis einer Analyse von Rentabilitäts- und Finanzkennzahlen eine engere Auswahl ausgesiebt. Das Zahlenmaterial in den Pflichtveröffentlichungen wäre zwar für jeden zugänglich, "wir haben aber schon oft gehört, dass wir die einzigen sind, die durch alle diese Zahlen gehen", berichtet der Royce-Fondsmanager Steven McBoyle. Für die endgültige Investmententscheidung zählen dann auch die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, ethische Standards und Corporate Governance sowie regelmäßige persönliche Gespräche mit Managern.
Mit ihrem für die Wiener Bank Gutmann gemanagten Small-Cap-Fonds "U.S. Special Equity" haben die Royce-Experten seit 1996 eine Jahresperformance von gut neun Prozent erzielt und ihre Benchmark damit abgehängt. Die meisten Unternehmen im Fonds sind in der breiten Öffentlichkeit gar nicht bekannt und haben nur in ihrer jeweiligen Nische einen bekannten Namen. Deutlich übergewichtet gegenüber der Benchmark, den Russell 2000-Index, hat der Fonds Aktien aus den Sektoren Industrie und Nicht-Basis-Konsumgüter.
(Schluss) mik/ggr
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